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Luís Suárez (33) hat beim Abschied aus Barcelona viele Tränen vergossen. Die Freude, vor allem am Toreschießen, kehrte bei Atlético Madrid aber sehr schnell zum Uruguayer zurück.

Foto: REUTERS/Javier Barbancho

Ticker: Atletico Madrid vs. RB Salzburg, Di., 21 Uhr

Am 24. Juni 2014 war aus "El Pistolero", dem gefeierten Stürmer aus Uruguay, plötzlich der "Vampir von Natal" geworden, ein Fußballer "am Rande des Wahnsinns". Auch "Kannibale" und "Tier" wurde Luís Alberto Suárez Díaz geheißen, nachdem er in einem Vorrundenspiel der WM in Brasilien Italiens Abwehrlegende Giorgio Chiellini, seinen unbarmherzigen Gegenspieler, aus Frust in die Schulter gebissen hatte. Der Schiedsrichter hatte es nicht bemerkt.

Nicht wenige wollten Suárez nach Studium der TV-Bilder für immer aus dem Verkehr gezogen sehen, war es doch schon die dritte einschlägige Attacke, die dem damals 27-Jährigen neben zahllosen anderen Unsportlichkeiten angelastet wurde. Der Weltverband Fifa sperrte ihn für neun Spiele und überhaupt für vier Monate vom Fußball aus. Uruguays goldene Generation, bei der WM 2010 auf Platz vier, musste sich, ihres zweiten Vollstreckers neben Edinson Cavani beraubt, schon im Achtelfinale aus Brasilien verabschieden.

Psychiater gaben düstere Ferndiagnosen ab, aber ganz Uruguay stellte sich hinter den zweifachen Familienvater. Und eine italienische Feinkostkette warb unter dem Slogan "Jeder will italienisch essen" mit Suárez’ Konterfei.

Wenn Tore sprechen

Chiellini, der Eiserne, hat ihm als einer der Ersten vergeben. Die Fans des Stürmers, der vor seiner Kostprobe vom Italiener für Ajax Amsterdam 111 und den FC Liverpool 82 Pflichtspieltore erzielt hatte, wurden auch nach dessen Comeback bestens bedient. 198-mal traf Suárez, für die damalige Rekordablöse von mehr als 81 Millionen Euro geholt, in sieben Saisonen für den FC Barcelona. Mit den Katalanen gewann er viermal die Meisterschaft und einmal die Champions League.

Vor dieser Saison wurde Suárez sehr zum Ärger von Lionel Messi auf eher unwürdige Weise verabschiedet und an Atlético Madrid verscherbelt – um nur noch sechs Millionen. "El Pistolero" hat beim Abschied hemmungslos geweint.

Heute, fünf Wochen später, da Atlético das Team von Red Bull Salzburg zu einem Gruppenspiel der Champions League vor 67.700 leere Plätze ins Estadio Wanda Metropolitano bittet, sind die Tränen längst getrocknet. In bisher fünf Ligaspielen für die Madrilenen hat Suárez viermal getroffen. Ins Team von Coach Diego Simeone passt er wie die Faust aufs Auge. "Er ist in der Gruppe vor allem wegen seiner Persönlichkeit wichtig", sagte der belgische Teamkollege Yannick Carrasco. "Luís ist ein Kämpfer."

Salzburgs Coach Jesse Marsch bezeichnete Suárez schon am Samstag, nach dem 2:0 bei der Austria, als Primus inter Pares einer Weltklassemannschaft. Die Vorbereitung auf einen Spieler seines Kalibers sei "sehr, sehr schwer". Uruguays Rekordtorschütze (59 Tore in bisher 113 Spielen) ist quasi die ideale Einstimmung auf den gegenwärtig weltbesten Stürmer, auf den Polen Robert Lewandowski, der am 3. November mit den Bayern in Salzburg gastiert. Der hat in bisher acht Saisonspielen zehnmal getroffen.

Alle Mann an Bord

Davor geht es aber gegen Atlético, das am Samstag Betis Sevilla durch Tore von Marcos Llorente und Suárez mit 2:0 schlug. Marsch kann dem Kollegen Simeone seine beste Formation anbieten, während dieser auf die verletzten Sime Vrsaljko, Carrasco und Diego Costa verzichten muss. Zudem ist Saúl Níguez fraglich.

Dass die Salzburger auch zur bestmöglichen Form auflaufen müssen, um in Madrid zu punkten, versteht sich von selbst. Zumal Atlético nach dem 0:4 gegen die Bayern in München zum Auftakt der Champions-League-Gruppe A noch etwas den eigenen internationalen Ansprüchen hinterherhinkt. (Sigi Lützow, 27.10.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-Champions-League-Spiel Atletico Madrid – Red Bull Salzburg am Dienstag in Madrid:

Gruppe A, 2. Runde:

Atletico Madrid – Red Bull Salzburg (Estadio Wanda Metropolitano, 21.00 Uhr/live DAZN, SR Hategan/ROU)

Atletico: Oblak – Trippier, Savic, Felipe, Lodi – Correa, H. Herrera, Koke, Lemar – M. Llorente, Suarez

Ersatz: I. Grbic, San Roman – Hermoso, Gimenez, M. Sanchez, Torreira, Sanabria, Vitolo, Joao Felix, Saponjic, Camello

Es fehlen: Vrsaljko (Knieverletzung), Carrasco, Costa (beide Oberschenkelverletzung)

Fraglich: Saul Niguez (muskuläre Probleme)

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Camara, Junuzovic, Szoboszlai – Berisha, Daka

Ersatz: Coronel, Walke – Kristensen, Farkas, Onguene, Solet, Ashimeru, Okugawa, Okafor, Adeyemi, Koita

Es fehlt: Bernede (Schienbeinbruch)