Wien – Deutlich mehr Beschwerden erreichten den Österreichischen Werberat (ÖWR) im vergangenen Werberatsjahr: So gab es von Oktober 2019 bis September 2020 insgesamt 404 Beschwerden, die zu 240 Entscheidungen führten, verglichen mit 372 Beschwerden und 194 Entscheidungen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies gab der ÖWR am Dienstag in einer Aussendung bekannt.

Besonders deutlich war der Anstieg der Beschwerden in der Zeit des Corona-bedingten Lockdowns: Im Zeitraum März bis Mai 2020 wurden 102 Beschwerden an den Werberat gerichtet, die zu 64 Entscheidungen führten. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres wurden nur 65 Beschwerden eingebracht, die zu 39 Entscheidungen führten.

Rückgang bei Stopp-Entscheidungen

Die deutlichen höheren Beschwerdezahlen resultierten allerdings nicht in einer höheren Zahl an Stopp-Entscheidungen: So sprach sich der ÖWR in nur zwölf beanstandeten Fällen für die Aufforderung zum sofortigen Stopp der Werbemaßnahme beziehungsweise sofortigen Sujetwechsel aus. Im Vergleich dazu kam es im Zeitraum Oktober 2018 bis September 2019 zu 26 Stopp-Entscheidungen.

In sechs Fällen kam es im vergangenen Werberatsjahr zu Sensibilisierungssprüchen (im Vergleich 2018/19: acht), und 26-mal wurde mit "Kein Grund zum Einschreiten" (im Vergleich 2018/19: 20) bewertet.

Stopp von geschlechterdiskriminierenden Werbemaßnahmen

"Wie in den Jahren zuvor wurden vor allem in Bezug auf geschlechterdiskriminierende Werbemaßnahmen Stopp-Entscheidungen getroffen," erklärte ÖWR-Präsident Michael Straberger in der Aussendung. Demnach bezogen sich elf der zwölf Stopps auf dieses Thema.

Erfreulich sei "die zunehmende Bereitschaft zur Kooperation mit dem Österreichischen Werberat". So hätten im Werberatsjahr 2019/20 35 Unternehmen nach Kontaktaufnahme durch den ÖWR das beanstandete Sujet umgehend zurückgezogen, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres zu 24 sofortigen Sujetrücknahmen gekommen war. (red, 27.10.2020)