Zeit, den IE endlich ruhen zu lassen.

Grafik: Microsoft

Es gab eine Zeit, da war der Internet Explorer so etwas wie der Alleinherrscher über das Web. Mit weltweiten Marktanteilen über 90 Prozent schien es Anfang der 2000er-Jahre so, als ob Microsoft sich auch diese strategisch wichtige Position gesichert hätte. Doch anstatt diese Dominanz offensiv abzusichern, stellte Microsoft die Entwicklung weitgehend ein. Dies öffnete wiederum die Tür für einen neuen – und alten – Herausforderer: Der aus dem Netscape Navigator indirekt hervorgegangene Firefox bewies in den Folgejahren, dass man mit neuen Features und dem Enthusiasmus der Open-Source-Community auch einem dermaßen dominierenden Unternehmen wie Microsoft noch Konkurrenz machen kann. Einige Jahre später folgte dann der rasante Aufstieg von Googles Chrome, der den Internet Explorer endgültig in die Bedeutungslosigkeit verdrängte.

Hartnäckige Reste

Das sollte man zumindest meinen, denn die Realität sieht etwas anders aus. Laut den aktuellen Zahlen von Net Applications verwenden noch immer rund vier Prozent aller Web-User den Internet Explorer. Und dies, obwohl Microsoft schon vor Jahren jegliche Entwicklung eingestellt hat und die Nutzer zum Wechsel auf den eigenen Edge-Browser drängt – der passenderweise mittlerweile auf Googles Chromium-Projekt aufsetzt.

Blockade

Nun verschärft Microsoft aber die Gangart, wie "Bleeping Computer" berichtet: Das Unternehmen beginnt damit, die verbliebenen IE-User beim Aufruf zahlreicher populärer Seiten auf den Edge weiterzuleiten. Der Grund dafür ist simpel: Diese Seiten funktionieren mittlerweile nicht mehr richtig mit dem IE. Microsoft pflegt dabei eine eigene Liste an Webpages, für die dieser Redirect vorgenommen wird. Darauf finden sich derzeit 1.156 Einträge, zu denen unter anderem Youtube, Twitter, Facebook, Instagram oder auch das hauseigene Microsoft Teams gehören.

So sieht die Weiterleitung beim ersten Mal aus.
Grafik: Microsoft

Passiert so eine Weiterleitung zum ersten Mal, werden die Nutzer darüber mittels Pop-up informiert. Dabei gibt es auch die Option, die bisher im IE für eine Seite abgespeicherten Daten automatisch in den Edge zu überführen – von Passwörtern bis zu Cookies. Für Administratoren in Firmen gibt es allerdings die Möglichkeit, all dies Weiterleitungen zu unterbinden.

Ausblick

Laut einem Support-Dokument von Microsoft sollten die Weiterleitungen eigentlich erst ab dem Update auf Microsoft Edge 87 vorgenommen werden, der für Mitte November geplant ist. Zum Teil zeigt sich dieses Verhalten aber auch jetzt schon auf Systemen mit Microsoft Edge 86. Bereits in den kommenden Tagen will der Softwarehersteller diese Maßnahme noch weiter verschärfen. In einer E-Mail an Firmenkunden warnt das Unternehmen davor, dass es ab dem 13. November nicht mehr möglich sein wird, sich in Microsoft-Konten mit dem Internet Explorer einzuloggen.

All jenen, die noch immer Seiten nutzen, die nur mit dem IE funktionieren, rät man zur Nutzung des Edge, bietet dieser doch einen Kompatibilitätsmodus für solch veraltete Webpages. (apo, 27.10.2020)