Der Caddy ist gewissermaßen der Golf unter den Nutzfahrzeugen. Darauf deutet schon der Name aus der gemeinsamen Rasensport-Terminologie hin. Eine dienstbare Rolle, ohne die der Golfer sich schlecht einzig auf sein Spiel konzentrieren könnte – das wäre was, wenn er selbst ständig seine Schlägertasche von Abschlag zu Abschlag schleppen müsste.

Konsequent dem Dienst-, dem Nutzgedanken verpflichtet sieht sich auch die fünfte Generation des VW Caddy, wenngleich löblich festzuhalten ist, dass diese Autos fürs Grobe auch immer feiner werden. Das sind nicht mehr nur poltrige Kisten mit viel unverkleidetem Sichtblech im Innenraum, sondern nähern sich, wenn auch in gebührendem Respektabstand, sukzessive dem Personenwagen-Niveau an.

Nun ist also auch der Nachzügler Caddy auf dem MQB, dem Modularen Querbaukasten, angekommen. Das schafft schon einmal eine solide Basis. Obendrauf schnörkellos ansehnlicher Nutzbau in vielen Varianten.
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Beim Caddy wird dies besonders in den Pkw-Versionen – Kombi, Caddy, Life, Style, Panamericana (im Offroadlook) sowie California (kleines Freizeitreisemobil) – ersichtlich, aber auch die Nutzfahrzeugvarianten sind davon betroffen.

Auswirkungen: Aufgeräumtes Interieur, tadellose Sitze sowieso, wohnliche Atmosphäre, fahrerorientiertes virtuelles Cockpit, und das Zitat "vernetzte Infotainment- und digitalisierte Bediensysteme machen den Caddy zum Smartphone auf Rädern" kommentiert sich ohne weiteres von selbst: Ja, auch in dieser Fahrzeugkategorie kommt man ohne das, was der Philosoph Christoph Türcke als "digitale Hölle" analysiert hat – rund um die Uhr Erreich- und Verfügbarkeit an jedem Punkt der Erde –, nicht mehr aus.

Erstmals basiert der Caddy auf dem MQB, dem Modularen Querbaukasten des Konzerns, und er nutzt dessen Möglichkeiten auch hinsichtlich Flexibilität bei Radständen und Spurweiten. So wächst der Radstand von 2,68 auf 2,76 Meter (2,97 bei der Langversion Caddy Maxi), zugelegt hat der Caddy auch in Länge (plus 92 mm) und Breite (plus 62). Weil er dabei um einen halben Zentimeter flacher wurde, weicht das bisher pummelige Aussehen einer immer noch kastigen, aber markanteren Erscheinung, schnörkellos serviert nach Art des Hauses. Und eh klar, diese Designphilosophie hat Befürworter und Kritiker.

Innen gibt es bis zu sieben Sitzplätze auf drei Reihen, größere Schiebetüren erleichtern Einstieg und/oder Beladung (mit Golf-Ausrüstung zum Beispiel).
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge
Grafik: Der Standard

Innen gibt es bis zu sieben Sitzplätze auf drei Reihen, größere Schiebetüren erleichtern Einstieg und/oder Beladung (mit Golf-Ausrüstung zum Beispiel), und wenn antriebsseitig die volle Ausbaustufe erreicht sein wird, stehen drei Diesel, ein Benziner und eine Erdgasversion – die aber erst Mitte 2022 – zur Auswahl. Noch später folgt dann Plug-in-Hybrid. Warum es aber die Allradversionen nur mit Handschaltung gibt und nicht mit dem sonst verfügbaren Doppelkupplungsgetriebe, will sich nicht erschließen.

Charakterfragen

Gebaut wird der Caddy in der gleichnamigen Hauptstadt der ehemaligen preußischen Provinz Posen, und einer der Sager des berühmtesten dortigen Sohnes, Paul von Hindenburg, wird die Elektroautofraktion erfreuen: "Benzin verdirbt den Charakter." Doch wer weiß, ob in ein paar Jahren nicht einmal ein Elektro-Caddy vorfahren wird, ein ID.Caddy vielleicht? Bei dem Tempo, in dem die Wolfsburger die Elektro-Offensive vorantreiben, scheint gar nichts ausgeschlossen.

Fahrzeuge wie diese werden immer beliebter, sowohl als reine Nutzfahrzeuge als auch im Pkw-Gebrauch. Letzteres ist auch insofern nachvollziehbar, als man reichlich viel Auto zum halbwegs überschaubaren Preis bekommt, und die SUV-Problematik umschifft man damit auch. Angestoßen wurde der Trend bekanntlich von den pragmatischen Franzosen – Peugeot Partner, Citroën Berlingo (beide ab 1996), Renault Kangoo (1997). Und der Caddy selbst verkaufte sich seit 1978 über drei Millionen Mal. Der Neue wird da noch ordentlich was drauflegen. (Andreas Stockinger, 2.11.2020)