Hermine (Johanna Wolff) und Heiner (Florian Haslinger) starten eine Eifersuchtslitanei: "Starke Gefühle".

Foto: Andreas Friess

Wien – Die Göttermutter Hera ist die Instanz, die über dem Stück Starke Gefühle im Theater Drachengasse wacht. Als Gattin des Zeus gilt sie als die Wächterin der Ehe und Inbegriff der eifersüchtigen bzw. "unverstandenen Frau" (Egon Friedell). Zeus’ außerehelicher Zeugungsaktivismus vermiest ihr jedenfalls zeitlebens die Laune. In einem Diskurs über paternalistische Verhältnisse findet Hera also gut Platz.

Die Stückentwicklung des Theaterkollektivs Yzma zum Thema Eifersucht gleicht einer Achterbahnfahrt. Starke Gefühle richtet in vielen Dialogkapiteln mit atemberaubenden Titeln wie "Gaslight", "Knausi/Hydra", "Pizzachor" oder "Sherrrifff" – inszeniert von Milena Michalek – vor allem Chaos an.

Kletterhit

Ein Paar im mythologischen Gewand (weißer Strickjersey; Kostüme von Noushin Redjaian) befindet sich auf der die Publikumsreihen mittig spaltenden Bühne bei/vor/auf einer rätselhaften Kunststoffskulptur, die wie der letzte Kletterhit von Ikea aussieht, aber auch ein Mini-Zengarten sein könnte (Bühne: Gabriel Schnetzer).

Hier geht das Paar mit Namen Hermine (Johanna Wolff) und Heiner (Florian Haslinger) stehend, lehnend, ein wenig turnend in den Partner-Infight. Wobei die Schriftstellerin Hermine ihre Forschungen bezüglich Hera präsentieren möchte, während Heiner – mit Nachnamen vermutlich Müller – zwar in einem Atemzug mit Ovid, Platon, Sokrates genannt wird, in Summe aber einen tapsigen und für häusliche Elektroarbeiten unbrauchbaren Gefährten abgibt.

Es wird immer bunter, bis Hermine den armen Heiner auch noch mit einer Pizzaeinladung bei Luigi eifersüchtig macht. Das kann alles nur punktuell wirken (bei fallweise sehr verhaspelter Sprache), weil von Anfang an der Bogen fehlt. (afze, 28.10.2020)