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Es war nicht der erwartete Spaziergang für Dominic Thiem.

Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Wien – Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Dominic Thiem bei den Erste Bank Open die zweite Runde erreichen würde. Am Dienstagabend bestritt Österreichs bester Tennisspieler in der Wiener Stadthalle sein erstes Match. Der Gegner war ein gänzlich unbekannter: Witalij Satschko aus der Ukraine, die Nummer 529 im Einzel. Am Ende hatte Thiem 1:47 Stunden zu kämpfen, um seinen Gegner mit 6:4, 7:5 niederzuringen.

Der 23-jährige Satschko hatte in dieser Woche eigentlich bei drei unterklassigen ITF-Turnieren genannt, ehe er sich kurzfristig für ein Antreten in der Qualifikation von Wien entschied. Durch Absagen wurden gleich mehrere Plätze frei. Als Lückenfüller, ein sogenannter Alternate, durfte er antreten.

Glück zum Zweiten

Am Sonntag war sein Turnier schon vorbei. Nach einem beachtlichen Dreisatzsieg gegen Pierre-Hugues Herbert (ATP-Nr. 82) verlor er gegen Norbert Gombos. Nur weil Kei Nishikori am Montagabend verletzt seinen Rückzug bekannt gab, war auch ein Platz im Hauptfeld vakant. Satschko gab den doppelten Lückenfüller, diesmal als Lucky Loser. Und er forderte im ersten Match seiner Karriere auf ATP-Ebene Titelverteidiger Thiem.

"Es war ein Gegner", sagte Thiem nach dem Match, "den ich überhaupt nicht kannte. Ich war auf Nishikori eingestellt. Die Vorzeichen waren deshalb nicht einfach."

Dabei begann Thiem gut, er führte rasch mit 5:1, der Klassenunterschied machte sich bemerkbar. Plötzlich verlor er den Faden, Satschko stellte sich auf das Tempo des Gegners ein und machte ein Doppelbreak wett. Nur durch ein weiteres Break holte Thiem nach 41 Minuten den ersten Satz. Auch im zweiten Durchgang gab er eine Führung aus der Hand, diesmal ein 4:1. Doch er beharrte auf sein druckvolles Spiel, verzichtete auf Experimente, auch wenn einige Angriffsbälle im Aus landeten. Nach nicht ganz zwei Stunden verwandelte Thiem seinen zweiten Matchball.

"Die letzten Games hatten eine gute Intensität, ich hatte Spaß", sagte Thiem, der sein erstes Match seit den French Open in Paris bestritten hatte. Satschko will er nicht unterschätzt haben: "Alle, die da sind, können richtig gut Tennis spielen." Ähnlich zu kämpfen hatte Novak Djokovic in seiner Erstrundenpartie gehabt. Am Nachmittag bezwang der serbische Weltranglistenerste seinen Landsmann Filip Krajinovic 7:6(6), 6:2 nach 1:58 Stunden.

Glück im Ersten

Während der Partie zeigte Djokovic sein typisch verschmitztes Lächeln. Ein sarkastisches, wenn er etwa einen Ball mit dem Rahmen traf. Oder ein anerkennendes, wenn ihm Krajinovic einen Return-Winner um die Ohren knallte. Djokovic wurde ordentlich gefordert.

Das Lächeln schwappte nach dem Match auf die rund 1000 Zuseher über, als er beim Siegerinterview sympathisch und auf Deutsch antwortete. Vor der Turnierwoche in Wien hatte er noch mit Krajinovic in Serbien trainiert. "Im ersten Satz war ich der glücklichere Spieler. Es war schwierig, weil wir unser Tennis so gut kennen", sagte Djokovic. In Runde zwei trifft er schon am Mittwoch auf den Kroaten Borna Coric. Sollte er die Partie gewinnen, würde er das Tennisjahr 2020 fix als Nummer eins beenden. (Lukas Zahrer, 27.10.2020)