Von Elektromotoren träumt man in Steyr. BMW fertigt dort aber Diesel- und Benzinmotoren.

Foto:BMW Group Steyr

Wien/Steyr – Nach den Schließungsplänen für das Lkw-Werk in Steyr kommen aus der Stadt an Enns und Steyr positive Signale: Der bayerische Autohersteller BMW baut die Motorenfertigung in der drittgrößten Stadt in Oberösterreich aus. Im September wurde die Produktionskapazität um eine neue Montagelinie erweitert. Die Investitionen gab der Geschäftsführer der BMW Group Steyr, Alexander Susanek, mit 102 Millionen Euro an.

Produziert werden auf 12.800 Quadratmetern Fläche hocheffiziente Vier- und Sechs-Zylinder-Benzinmotoren. Die Produktionskapazität von aktuell 100.000 Einheiten soll bis 2025 schrittweise auf 460.000 Einheiten erweitert werden – abhängig natürlich vom Absatz. Der sei nicht erst seit der Corona-Krise "sehr volatil", wie es heißt. Deshalb könne man auch noch nicht sagen, wann die Vollauslastung erreicht werde. Zwischen 180.000 und 360.000 Einheiten sei die Auslastung beliebig skalierbar.

Bekenntnis zum Standort

BMW sieht den Ausbau der Kapazitäten als klares Bekenntnis zum Standort in Oberösterreich. Ausgebaut werde im Motorenwerk mit seinen rund 4500 Beschäftigten auch die bestehende Fertigungslinie zur Produktion von Gehäusen für die neue Generation der E-Antriebe.

Steyr ist das größte Motorenwerk der BMW Group. Jährlich werden hier über eine Million Benzin-, Diesel- und Hybridmotoren produziert, 80 Prozent aller Kernkomponenten für BMW-Antriebe sowie alle Dieselmotoren des Konzerns entwickelt. Letzteres wird – ähnlich wie beim Lkw- und Buswerk von MAN – in der Automobilbranche als Achillesferse des Standorts Steyr gesehen, das im globalen Rennen um Elektromobilität rasch unter die Räder kommen könnte.

Geballte Kompetenz

Der BMW-Steyr-Chef versuchte diesbezüglich Zuversicht zu versprühen, in Steyr befinde sich mit 700 Entwicklern geballte Kompetenz. 80 dieser 700 Entwickler seien für E-Mobilität tätig, etwa bei Kühlkreisläufen und Ladesystemen: Man investiere nicht hunderte Millionen, um in paar Jahren alles zu kübeln, hieß es sinngemäß. "Aber wir müssen um Investitionen für alternative Antriebe kämpfen, das ist ein Wettbewerb der Regionen, in dem alle BMW-Standorte darum kämpfen, attraktiv zu sein", sagte Susanek.

Das Motorenwerk in Steyr sei derzeit deutlich besser ausgelastet, als auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Mai erwartet worden sei. (ung, 28.10.2020)