Anophelesmücken sind Überträger der Malaria. Wenn gerade ungünstige Zeiten für die Verbreitung der Erreger herrschen, harren diese einzelligen Parasiten unbemerkt in infizierten Menschen aus.

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Die grundlegende Erforschung des Malaria-Erregers und seiner Überlebensstrategien zählt zu den großen Herausforderungen der Infektionsforschung: Weltweit ist Plasmodium falciparum verantwortlich für rund 200 Millionen Malariafälle pro Jahr, 2018 tötete der Erreger fast 400.000 Menschen – die meisten davon waren afrikanische Kinder unter fünf Jahren.

Die Erreger, einzellige Parasiten, brauchen die Anophelesmücke, um in den Menschen zu gelangen. Die Mückenlarven benötigen wiederum Wasser, um sich zu entwickeln. In Trockenzeiten, die in vielen Malariagebieten fünf bis sechs Monate andauern, wird dieser Zyklus unterbrochen. Ein internationales Forscherteam hat nun herausgefunden, wie die Parasiten in diesen Phasen still in Menschen überdauern, ohne Symptome oder eine Immunantwort hervorzurufen: Der Anteil an Parasiten im Blut der Infizierten wird gering gehalten, indem mehr Parasiten über die Milz "entsorgt" werden.

Opfer für das Überleben

Die Parasiten vermehren sich in den roten Blutkörperchen des Menschen. Alte oder beschädigte rote Blutkörperchen sowie länger zirkulierende Blutkörperchen mit großen Parasiten darin werden regelmäßig über die Milz abgebaut. Um diesem Reinigungsmechanismus bei der Blutzirkulation zu entgehen, kann sich die Zelle mit dem wachsenden Parasiten darin an die Gefäßwand anheften.

"In der Trockenzeit haben wir geringere Mengen an diesen großen und vermehrungsfähigen Parasiten im Blut gefunden, obwohl die Vermehrung der Parasiten in den Blutkörperchen in Trocken- und Regenzeiten gleich hoch ist", sagte Silvia Portugal vom Universitätsklinikum Heidelberg, eine der Autorinnen der Studie, die im Fachblatt "Nature Medicine" erschienen ist. "Ein Teil der Parasiten kann in der Trockenzeit offenbar der Entsorgung nicht entkommen und ihre dadurch reduzierte Zahl im Blut sichert das Überleben der Betroffenen und damit auch das Überleben der Malariaparasiten bis zur nächsten Mückensaison", so die Forscherin.

Die Forscher konnten zeigen, dass Parasiten während der Trockenzeit sehr unterschiedlich erscheinen, aber die meisten dieser Unterschiede durch eine weniger effiziente Anheftung von infizierten Zellen an die Blutgefäße bedingt wurde. Als Folge kann der Reinigungsmechanismus der Milz wirksamer arbeiten, und im Blut verbleiben weniger infizierte Zellen. So können Erreger in ihrem Wirt überdauern, ohne ihn zu schädigen, bis die Trockenzeit endet und eine Ausbreitung durch Anophelesmücken wieder möglich ist. Die Wissenschafter hoffen, mehr über die Mechanismen hinter dieser Strategie herauszufinden – und vielleicht einen neuen Ansatzpunkt für den Kampf gegen die Infektionskrankheit zu identifizieren. (red, 29.10.2020)