SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner fordert harte, aber gut vorbereitete Maßnahmen.

Foto: apa / robert jäger

Wien – SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner spricht offen von der möglichen Notwendigkeit eines Lockdowns. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag erklärte sie, dass ein solcher eingerichtet werden müsse, sobald die Hälfte der für Covid-Patienten reservierten Betten auf Intensivstationen ausgelastet sei. "Dann ist aus meiner Sicht ein Lockdown unvermeidlich", sagte Rendi-Wagner. Derzeit sei etwa ein Viertel der Betten belegt.

Hintergrund der Zahlen sei der Zeitraum, in dem sich die Zahl der Corona-Intensivpatienten aktuell verdopple, nämlich zehn Tage. "Wenn diese Geschwindigkeit in den nächsten Tagen weiter anhält, dann haben wir in diesen zehn Tagen eine 50-Prozent-Belegung der Covid-Kapazitäten im intensivmedizinischen Bereich erreicht." Nach weiteren zehn Tagen sei man bei diesen Kapazitäten "ans Limit gekommen".

Das alles beruhe auf der Annahme, dass sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt. Es müsse auch berücksichtigt werden, dass jede Maßnahme mindestens zehn Tage brauche, bis sie greift, sagte die ehemalige Gesundheitsministerin. Deshalb müsse jetzt gehandelt werden.

Arbeitslose fürs Contact-Tracing umschulen

Rendi-Wagner appellierte an die Bundesregierung, "besser heute als morgen Vorbereitungen für diesen Tag X, für diesen Worst Case, zu treffen". Dazu zähle etwa, das Contact-Tracing abzusichern und "krisenfest" zu machen. "Man darf die Bundesländer in dieser Situation nicht alleinlassen", sagte die SPÖ-Chefin. Das Gesundheitsministerium müsse in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice für eine Umschulung von Arbeitslosen für den Einsatz im Contact-Tracing sorgen.

Auch im Bereich der Spitäler müsse nun zentral geplant werden: Wenn es etwa in einer Region personelle Engpässe in den Krankenhäusern gibt, "dann sollte es möglich sein, Personal aus einer nicht so belasteten Region flexibel einzusetzen und zu verschieben". Zusätzlich müsse nun jeder Tag genützt werden, um Ärztinnen und Krankenpfleger für den Einsatz auf Intensivstationen umzuschulen.

"Geordnete Vorbereitung" für einen Lockdown

In Vorbereitung auf einen etwaigen Lockdown brauche es eine "geordnete Vorbereitung, um soziale und wirtschaftliche Folgen einzudämmen", damit es nicht zur gleichen Unsicherheit wie im Frühling komme. Panische Kündigungen von Angestellten sollen so vermieden werden. Die Schulen "dürfen aus meiner Sicht nicht geschlossen werden", sagte Rendi-Wagner.

Von einer nächtlichen Ausgangssperre, wie sie offenbar diskutiert wird, hält die SPÖ-Chefin nichts: Die Erfahrungen in Frankreich hätten gezeigt, dass eine solche keinen merkbaren Effekt auf das Infektionsgeschehen habe. (sefe, 29.10.2020)