Jon Favreau, Erfinder des "Star Wars"-Ablegers "The Mandalorian".

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Im Jahr 1996 kam in Amerika eine Komödie mit dem Titel Swingers heraus, die sich als einer der interessantesten Kreuzungspunkte im neueren Filmbusiness erwies: Unter der Regie von Doug Liman spielte Vince Vaughn einen Frauenhelden, der einem liebeskranken Freund lockeren Umgang mit Frauen beibringen will. Diese Rolle spielte Jon Favreau, der auch das Drehbuch geschrieben hatte. Liman drehte später Actionfilme mit Tom Cruise, Vaughn hatte Hauptrollen in kanonischen Komödien.

Jon Favreau aber machte den vielleicht größten Sprung: Er war 2008 Regisseur und Executive Producer bei Iron Man, mit dem das Marvel Cinematic Universe begann. Trotz einiger Rückschläge wie dem mit Ach und Krach profitablen Cowboys & Aliens ist Favreau heute eine der wichtigsten kreativen Figuren im Disney-Konzern: Er trug mit dem Dschungelbuch und zuletzt dem König der Löwen zu den Neuauflagen der alten Zeichentrickklassiker als "liveaction"-Spektakel bei, hatte daneben immer wieder Zeit für Gastauftritte als Schauspieler in weiteren Marvel-Filmen und konnte sich schließlich mit der Serie The Mandalorian einen Traum verwirklichen: Er wollte immer schon einmal etwas zum Star Wars-Kosmos beitragen.

Computerspiele

Dass er von der Komödie inzwischen deutlich zum Blockbusterkino übersiedelt ist, hat vielleicht mit Prägungen in seiner Kindheit zu tun: Jonathan Favreau, geboren 1966 in Queens, New York, als Sohn einer russisch-jüdisch-stämmigen Mutter und eines Vaters mit italienisch-französisch-kanadischem Hintergrund, hatte eine normale Bildungsgeschichte, in der aber bald Computerspiele eine große Rolle spielten. Vor allem Dungeons & Dragons nennt er als entscheidenden Einfluss. In Chicago war er Teil der Impro-Comedy-Szene, von dort wäre der vorgezeichnete Weg eher zu Saturday Night Live als zu Disney gegangen. Die Spezialeffektkomödie Elf mit Will Ferrell, bei der Favreau Regie führte, wies dann aber in die andere Richtung.

Seit 2000 ist Favreau mit der Ärztin Joya Tillem verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn. Mit dem Namen seiner Produktionsfirma Golem spielt Favreau zugleich auf seine jüdische Herkunft wie auf sein Faible für Technologie an. Mit Golem hat er nun auch The Mandalorian für Disney+ produziert, gemeinsam mit Lucasfilm, der Heimat des Star Wars-Universums. Wer im digitalen Hollywood von heute nach der Macht sucht, kommt um Jon Favreau kaum herum. (Bert Rebhandl, 30.10.2020)