Szene-Gastronom Martin Ho rückt während der Corona-Krise immer wieder in den Mittelpunkt des medialen Interesses.

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Wien – Viel Halbwissen und noch mehr Spekulationen machen seit Tagen wieder die Runde. Kommt der Lockdown? Wenn ja, in welcher Form? Lediglich der "Bekannte aus dem Innenministerium", den im Frühjahr jeder Dritte hatte, meldete sich noch wenig zu Wort. Fakt ist, am Samstag kündigt die Bundesregierung neue Maßnahmen an, die Zeichen deuten auf einen Lockdown light hin – wie in Deutschland. Unternehmer und Szene-Gastronom Martin Ho dürfte bereits vorab überzeugt sein, dass er ab kommender Woche seine Lokale zusperren muss.

Am Donnerstagabend machte es die Runde, dass Hos Dots-Gruppe ab Montag freiwillig alle Restaurants in Wien schließt. Vor allem ein Tweet sorgte für Aufregung. "Aufgrund der rasant steigenden Covid-19-Neuinfektionen sowie des eindringlichen Appells der Bundesregierung zur Kontaktreduktion bleiben unsere Pforten geschlossen", hieß es da. Ab Montag stelle man auf Lieferservice um. Der Tweet war schnell wieder verschwunden, und das sorgte bei einigen Usern für Unmut. Es wird gemutmaßt, dass Ho, der bekanntlich ein Freund von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist, bereits vorab Informationen gesteckt wurden.

Auf Facebook änderte Dots das Titelbild und preist ebenfalls die Umstellung auf Lieferservice an. "Die Quarantäne ist vorübergehend, gutes Essen bleibt für immer", ist da zu lesen.

"Wir wissen auch nicht mehr als alle anderen, aber in der Gastronomie stellen sich bereits alle auf Einschränkungen in irgendeiner Form ein. Im Sinne der Gesundheit und Sicherheit haben wir uns für diesen Schritt entschlossen", sagt ein Sprecher der Dots-Gruppe zum STANDARD. Das Posting sei so schnell wieder gelöscht worden, weil das Thema auf Twitter aufgebauscht worden und in eine falsche Richtung losgegangen sei. Das sei unglücklich gelaufen, und man suche üblicherweise zuerst den Weg zu traditionellen Medien, bevor man Infos in den sozialen Medien publiziere.

Razzia im Frühjahr

Im Frühjahr rückte die Dots-Gruppe in das mediale Interesse, nachdem Wiener Drogenfahnder im Mai eine private Party in einem der Lokale aufgelöst hatten. In dem Restaurant, das aufgrund der Corona-Maßnahmen gar nicht für Besucher geöffnet sein durfte, wurde eine Geburtstagsparty abgehalten. Einige der 21 Partygäste hatten auch die verschiedensten Suchtgiftmittel zur Feier mitgebracht. Seinem Anwalt zufolge wusste Martin Ho nichts von der Party.

Im Juni fiel die Dots-Gruppe dann wieder auf. Mit 1. Juli wurde die Mehrwertsteuer für Gastronomie, Kultur und Medien auf fünf Prozent gesenkt. Wie von der SPÖ veröffentlichte Rechnungen zeigten, hat Ho diese Senkung bereits im Juni verrechnet. Begründet wurde das mit einem "technischen Fehler". (and, 30.10.2020)