Petar Knežević und eine Kollegin aus dem Fanclubs bei einer Corona-Demo in Wien.

Foto: Christian Fischer

Petar Knežević hat zwei Anhänger an seinem Schlüsselbund: einen, auf dem Las Vegas steht, und einen, der die US-amerikanische Flagge zeigt, wehend im Wind. Eigentlich ist Knežević Immobilienmakler und Sänger, seit letztem März aber ist er auch Aktivist, sagt er – als stolzer Leiter des "Donald Trump Fan Club Österreich".

Formal handelt es sich dabei um eine Facebook-Gruppe. Kein eingetragener Verein, das wird er vielleicht noch, sagt der Gründer. In der Gruppe tausche man sich eben aus, viele der 350 Mitglieder kenne er.

Wer durch den Feed des Donald Trump Fan Club Österreich scrollt, findet ein Sammelsurium an Trump-Huldigungen und mehr oder minder kruden Verschwörungstheorien. Da gibt es Bilder des grinsenden Präsidenten, "Supertrump" steht in großen Lettern darunter. Oder Aufnahmen seiner Wahlkampfauftritte, mit Menschenmassen, so weit das Auge reicht. Dazu mischen sich vermeintlich wissenschaftliche Beiträge, etwa eine Analyse der Hände von Donald Trump und Joe Biden – Trumps flexibler Daumen mache ihn zum großen Diplomaten, Bidens gebogener Zeigefinger sei hingegen ein Indiz für seine Unehrlichkeit.

Oder sehr absurde Infos, etwa eine lange wie krude Beweisführung, dass Michele Obama eigentlich ein Mann und die gemeinsamen Kinder mit Ex-Präsident Barack Obama nur geliehen seien.

Der Heinz und der Trump

Neben Verehrungsfolklore und Verschwörungsfantasien finden sich hier aber auch problematische Inhalte. Etwa dass Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz von den jüdischen Milliardärsfamilien Rothschild und Rockefeller geschützt werde (noch!), aber seine dunklen Seiten bald ans Licht kommen würden. Ja, antisemitische Untertöne gebe es, räumt Knež ević ein, "das werde ich in Zukunft auch mehr kontrollieren". Von derlei Postings distanziere er sich deutlich, sagt er, fügt aber auch an: Kritik an einzelnen Personen könne nicht als Antisemitismus gewertet werden.

Hass ernte man in der Gruppe hingegen nur wenig, sagt Knežević. Mitglieder werden nicht selektiert, jeder dürfe in die Gruppe rein. "Aber eigentlich habe ich wegen des Teams HC Strache mehr Bedrohungen und Beschimpfungen bekommen als wegen Trump", sagt Knežević.

Petar Knežević ist dem heimischen Boulevard kein Unbekannter. Eigentlich wollte er für das Team HC Strache bei der Wien-Wahl antreten. Doch nachdem er in einem privaten Video Kanzler Kurz derb beschimpft und die Existenz des Coronavirus infrage gestellt hatte, erteilte die Partei seiner Kandidatur eine Absage. Den Wahlkampfsong für Heinz-Christian Strache – gegen den die Falco-Privatstiftung rechtliche Schritte ankündigte – sang der 36-Jährige trotz seines Rücktritts ein. Zwar nicht den Falco-Part, aber die zweite Stimme im zweiten Teil. Zum "Heinz", wie Knežević Strache nennt, sage er stets: "Du bist der Trump von Österreich."

Dazu ist Trump-Fanklub-Leiter Knežević auch Organisator von Anti-Corona-Demos. Die vom vergangenen Samstag, bei der Masken verbrannt wurden und bei der auch der verurteilte Holocaust-Leugner Gottfried Küssel teilgenommen haben soll, hat er nicht organisiert, aber er war dabei: mit einer Kollegin aus dem Fanklub, einem Banner und USA-Flaggen. Dass dort Masken brannten, heißt er nicht gut. Er wolle gemäßigter über Corona debattieren, sei aber dennoch gegen die Maßnahmen, sagt Knežević.

Auch in der Gruppe wurde für die Demo-Teilnahme geworben. "Warum zeigt ihr hier so wenig Interesse an der Demo?", fragt E., ein recht aktives Mitglied, und postet dazu ein Excel-Sheet mit Bus-Anreisezeiten aus den Bundesländern.

Ein guter Schachspieler

Wie kam Knežević auf die Idee, einen Trump-Fanklub zu gründen? Er ist USA-Fan, siebenmal war er bisher dort. Familienmitglieder leben dort, dazu sei sein Bruder, ein professioneller Boxer, oft in Las Vegas. Wenn Knežević englisch spricht, etwa weil er etwas zitiert, dann mit amerikanischem Akzent. Im März sei ihm aufgefallen, dass es in vielen Ländern Fan-Facebook-Gruppen gebe, nicht aber in Österreich. Also gründete er sie, "als Zeichen der Dankbarkeit" für den amerikanischen Präsidenten.

Trump – wie generell erfolgreiche Menschen – würden ihn fasziniere, sagt Knežević. Auch wenn Trump ein Narzisst sei. "Aber wer wäre mit 300 Millionen Dollar auf dem Konto kein Narzisst?", meint er. Außerdem sei Trump der einzige Präsident, der in seiner Amtszeit keinen Krieg angefangen habe. "Wusstest du, dass Trump einer der besten Schachspieler weltweit ist?", fragt Knežević. Das sei doch ein ausgezeichneter Beleg für das große taktische Talent des US-Präsidenten.

Ob Trump von der Fangruppe weiß, ob man gar schon einmal in Kontakt war? Man habe ihn über den Klub informiert, sagt Knežević, per Mail ans Weiße Haus. Es gab sogar Rückmeldung: Man freue sich über die Existenz der Gruppe, soll es aus dem Weißen Haus geheißen haben.

Fanklub geht von Sieg aus

Abseits der Facebook-Gruppe und des Erscheinens bei Demos gab es bisher kaum Fanklubaktivitäten. Aber derlei sei in Planung. Knežević liebäugelt mit den Gedanken, eine American Bar aufzumachen, in der man sich austauschen, Events abhalten könne. Bisher gab es nur kleinere Märsche, auch ohne direkten Trump-Bezug. Damit habe man im ersten Lockdown gestartet. "Damals waren Demos ja nicht genehmigt", sagt Knežević, "also haben wir uns mit Maske und Abstand am Donaukanal getroffen und Friedensspaziergänge gemacht." Am 1. oder 2. November, kurz vor der Wahl auf jeden Fall, soll der erste große Marsch für Trump stattfinden. 300 bis 500 Leute erwartet Knežević.

Sollte Trump die Wahl gewinnen – und Knežević keine Bar eröffnen –, erwägt er, in die USA auszuwandern. Einen Plan B bei einer Niederlage Trumps gibt es nicht. Weil sie für Kneževićs und die übrigen Trump-Fans nicht infrage kommt.

Umfragen, die derzeit eher Gegenteiliges vorhersagen, bezeichnet er als "Mainstream-Umfragen". Er verfüge über andere Daten, direkt aus den USA. Ob Knežević auch mit dem Wahlergebnis von Heinz-Christian Strache gerechnet hatte? "Nein, ich war fest davon überzeugt, dass er den Einzug schafft." (Gabriele Scherndl, 1.11.2020)