Die Familie lebte neun Jahre lang auf einem abgelegenen Hof beim Dorf Ruinerwold.

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Im Fall der über Jahre isolierten Familie auf einem Bauernhof im Nordosten der Niederlande hat das Gericht einen der Verdächtigen – einen Österreicher – vorläufig freigelassen. Josef B. könne auf den Beginn des Hauptverfahrens in Freiheit warten, entschied das Gericht am Freitag in Assen.

Vor einem Jahr waren B. sowie der Niederländer Gerrit Jan van D. festgenommen worden. Ihnen wird unter anderem Freiheitsberaubung von den sechs Kindern des Niederländers zur Last gelegt. Sie sollen nach Darstellung der Anklage die Kinder in "psychischer Gefangenschaft" gehalten haben.

Der Vater lebte neun Jahre lang mit seinen sechs Kindern auf einem abgelegenen Hof beim Dorf Ruinerwold in der Provinz Drenthe nahe der deutschen Grenze, ohne dass Nachbarn dies wussten. Er hatte eine Art Natursekte gegründet und soll auch eine Tochter und einen Sohn vergewaltigt haben. Die Hintergründe des Falles sind noch weitgehend unklar. Der Österreicher hatte den Hof gemietet und die Familie ernährt. Er weist alle Vorwürfe zurück.

Der Fall war im Oktober 2019 ans Licht gekommen, als ein Sohn in einem Dorflokal um Hilfe gebeten hatte. Die Kinder sind heute volljährig. Die Mutter war bereits vor Jahren gestorben. Der Vater kann nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen. Sein Anwalt hatte die Einstellung des Verfahrens beantragt, da der Mann nicht prozessfähig sei. (APA, 30.10.2020)