Gegen die Bullen heiß gelaufen.

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Mönchengladbach – Nein, das Jubeln fiel Hannes Wolf überhaupt nicht schwer. Warum auch? "Ich sehe mich als Spieler von Borussia Mönchengladbach. Ich wollte etwas beweisen, und heute ist der Knoten geplatzt", sagte der gebürtige Grazer, nachdem er seinen eigentlichen Arbeitgeber RB Leipzig von der Tabellenspitze geschossen hatte. Und das mit dem ersten Bundesliga-Tor seiner Karriere.

"Manchmal schreibt der Fußball solche Geschichten", sagte auch Trainer Marco Rose nach dem 1:0 (0:0)-Siegtreffer durch "den einzigen Fohlen-Wolf der Welt", wie es der Stadionsprecher formulierte. Der ehemalige Salzburg-Coach hob den völlig durchnässten Wolf noch auf dem Platz ein paar Zentimeter in die Höhe, sogar RB-Trainer Julian Nagelsmann freute sich "für den Menschen" Hannes Wolf.

Hannes kann kicken

"Ich weiß, wie Hannes tickt, wie er funktioniert. Ich kenne ihn schon seit der U16", sagte Rose: "Mir war klar, dass ihn das heute motiviert." Rose und Wolf hatten 2017 mit Red Bull Salzburg sensationell die UEFA Youth League gewonnen, später trennten sich die Wege. Im Sommer holte Rose seinen Spezl dann auf Leihbasis aus Leipzig, am Samstag stand er erstmals in der Startelf. Und es kam, wie es kommen musste.

Prompt musste Nagelsmann sich fragen lassen, warum Wolfs Einsatz überhaupt vertraglich möglich war. Doch der RB-Coach blieb cool. Verbots-Klauseln fände er "blöd", sagte er. Natürlich wisse er, dass "der Hannes kicken kann", so Nagelsmann. Aber: "Wenn man sich sorgt, dass ein Spieler einen zu einer Niederlage schießt, sollte man ihn vielleicht nicht verleihen."

Wolf mit Reus-Nummer

Genau das tat Leipzig aber, auch weil Wolf nach einem Bruch des Sprunggelenks ein halbes Jahr ausfiel und nun Spielpraxis braucht. In Gladbach übernahm er sogar die Rückennummer 11, die vorher Marco Reus und Raffael getragen hatten. "Mit dieser Nummer habe ich damals die Youth League gewonnen. Ich hoffe, dass sie mir Glück bringt", sagte Wolf, ehe er bekräftigte: "Ich hoffe, dass ich längere Zeit hier bin als dieses Jahr."

Zumindest RB brachte die Nummer 11 Pech: Nur drei Tage nach einem deftigen 0:5 bei Manchester United in der Champions League gab es den nächsten Dämpfer, Platz eins ist nach drei Wochen wieder futsch. Und schon am Mittwoch wartet in der Königsklasse ein "Alles-oder-Nichts"-Spiel (Nagelsmann) gegen Paris St. Germain. Ihm bleibe derzeit kaum Zeit zum Trainieren, sagte Nagelsmann, nebenan stimmte Rose nickend zu. Schon am Montag fliegt die Borussia in die Ukraine, in Kiew geht es gegen Schachtjor Donezk. (sid, red, 1.11.2020)