Kogler will den Hilfs-Fonds für den Sport ausbauen.

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Wien – Österreichs Spitzensport wird im zweiten Corona-Lockdown nicht heruntergefahren. Die Elite des Landes darf weiter trainieren und Wettbewerbe bestreiten. Amateur-, Nachwuchs- und Breitensportler indes können nur noch individuell und unter Einhaltung der Abstandregeln sporteln, das Kickerl mit Freunden ist untersagt. In der Fußball-Bundesliga rollt der Ball weiter, auch das Damen-Tennisturnier in Linz und der alpine Skiweltcup in Lech/Zürs sollen stattfinden.

Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen gelten ab Dienstag für den gesamten November. Die Fußball-Bundesliga kann auch ohne Stadionzuschauer dank des Profiligen-Förderprogramms der Regierung vorerst leben. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer baut auf die Präventionskonzepte. "Solange der Spielbetrieb behördlich erlaubt ist und solange die von den Clubs beschlossenen Spieler auch zur Verfügung stehen, ist es für mich außer Zweifel, dass die Spiele auch stattfinden werden."

Tennisturnier in Linz findet statt

Freilich ist gerade bei Red Bull Salzburg die Stimmung vor dem Champions-League-Schlager am Dienstag gegen den FC Bayern München ob der Geisterkulisse getrübt. "Das ist für den Fußball schlecht, das ist für den Sport schlecht, das ist finanziell schlecht, das ist für die Mannschaft schlecht", sagte Geschäftsführer Stephan Reiter zu Sky.

Noch schwieriger als für den Profifußball wird es ohne Zuschauereinnahmen für Eishockey und andere Ballsportarten, die teilweise zudem auch schon mit zahlreichen Spielverschiebungen wegen vermehrten Coronafällen kämpfen.

Für Spitzensportveranstaltungen gibt es laut neuer Verordnung nun eine Teilnehmerbeschränkung, in Hallen dürfen es bis zu 100 und im Freiluftbereich bis zu 200 Sportler sein. Diese Limitierung stellt für keine im November in Österreich geplante Veranstaltung ein Problem dar. Das am 7. November mit der Qualifikation beginnende "Upper Austria Ladies", das einzige WTA-Tennisturnier Österreichs, das auch weltweit das letzte heuer sein wird, soll stattfinden. Die Veranstaltung werde natürlich einen Verlust bringen, das Rote Licht für die Zuschauer koste Geld, sagte Turnierdirektorin Sandra Reichel.

In Vorarlberg indes hat man für die Weltcup-Parallel-Riesentorläufe für Damen und Herren am 13./14. November wie schon beim Weltcup-Auftakt in Sölden ohnehin ohne Zuschauer geplant. Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel kritisiert die in Kraft tretenden Maßnahmen. Er sorgt sich um den Vereinssport in allen Sparten. "Man sperrt den Vereinssport zu. Damit nimmt man den Kindern und den Funktionären die Freude, da gehen ganze Jahrgänge verloren", sagte der ÖSV-Chef.

Appell von Kogler

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) wandte sich am Sonntag in einem Schreiben an Verbände und Vereine, er erklärte, dass neben den bundesweiten Ligen im Mannschaftssport und dem Individualsport auf nationalem und internationalem Niveau "auch der so wichtige Nachwuchs-Spitzensport von der entsprechenden Ausnahmeregel umfasst" sei.

Bedauerlicherweise hätten aber im Gesundheits- und Amateursport sowie im Kinder- und Jugendsport Einschränkungen gesetzt werden müssen. Es bedürfe einer "Kraftanstrengung der besonderen Art". Er appellierte an Eltern, ihre Kinder zu Bewegung zu animieren. "Wir müssen alles tun, aus dieser Pandemie keine längerfristige Gesundheitskrise mit entsprechenden Spätfolgen werden zu lassen."

Für Hobbysportler ist ab Dienstag im Lockdown der Hallenbereich komplett tabu, auch Bäder und Fitnessstudios werden geschlossen. Freiluftsportstätten wie Golf- oder Tennisplätze und Leichtathletikanlagen dürfen offenbleiben, gesportelt darf freilich nur mit Abstand werden. "Nützen wir die Zeit, um in Bewegung zu bleiben. Das ist gut und gesund für Herz und Hirn", motivierte Kogler auf der Regierungs-Pressekonferenz.

Ausgebremst

Für viele Freiluftaktivitäten wird es aber langsam zu kalt. Und wer den Winter herbeisehnt, muss auf Schneeschuh-Wandern und Skitourengehen setzen, denn alle Aufstiegshilfen dürfen nur von Spitzensportlern benützt werden.

Hans Niessl, der Präsident von Sport Austria-Präsident, spricht von einer "Ausbremsung" des organisierten Vereinssports und wies erneut darauf hin, dass es im Sport dank guter Konzepte zu keinen problembehafteten Clusterbildungen gekommen sei. Er fordert die Umsetzung eines sechs Punkte umfassenden Paketes.

Dieses beinhaltet u.a. eine Fortsetzung der Vereinsunterstützung, Entschädigung für tatsächliche Einnahmenausfälle, die Übernahme der Kosten für Coronatests sowie das Wieder-Hochfahren des Sportbetriebes nach einem strukturierten und vorhersehbaren Plan mit entsprechenden Perspektiven. Kogler versicherte am Sonntag, er werde alles tun, damit die Hilfs-Fonds für den Sport ausgebaut werden. (APA, 1.11.2020)