Ab Montag null Uhr greift der Lockdown. Vier Wochen bleiben unter anderem Gastgärten und Hotels geschlossen.

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So mancher Ganslwirt und Beisl-Betreiber wird es wie das Kunstforum Wien halten. Bevor der Lockdown am Montag um null Uhr über Österreich hereinbricht, gibt es bis 23.59 Uhr die Möglichkeit, die auch international vielbeachtete Ausstellung "Gerhard Richter: Landschaft" zu sehen. Bis zur letzten Minute will auch mancher Gastwirt offen halten, bevor es in die vierwöchige Zwangspause geht.

Christian Harisch, Rechtsanwalt, Hotelier und Immobilienunternehmer aus Tirol, war einer der Ersten, die bereits vor drei Wochen einen "Lockdown light" gefordert haben und damit auf viel Widerstand auch und gerade in der Tourismusbranche gestoßen sind. Seine Überlegung: "Opfern wir den November und retten so die restliche Wintersaison." Ob er sich nun bestätigt fühlt?

First-mover-Chance verpasst

"Ich hätte wahnsinnig gerne gehabt, dass Österreich und Tirol voranschreiten. Wir hätten als first mover ein Signal aussenden können, dass wir für die Gesundheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger, für unsere Gäste und zur Rettung des Weihnachtsgeschäfts und der Wintersaison freiwillig in den Lockdown light gehen. Diese Chance haben wir leider verpasst, jetzt hecheln wir hinterher", sagte Harisch dem STANDARD. Dennoch sei er froh, dass sich die Regierung spät, aber doch zu einem Lockdown durchgerungen habe.

Christian Harisch, Rechtsanwalt, Hotelier des Jahres 2020 und Immobilienunternehmer geht davon aus, dass der Lockdown über den November hinausreicht.

Harisch, zu dessen Gruppe unter anderem der Lanserhof in Lans (Tirol), das Hotel Schwarzer Adler, Weißes Rössl und Schloss Lebenberg in Kitzbühel gehört, geht davon aus, dass es länger dauert: "Wir sind sechs Wochen im Lockdown, das ist meine Prognose." Es sei leichter, noch zwei Wochen dranzuhängen, als später einen dritten Lockdown zu riskieren. "Wenn wir Glück haben, beginnt die Wintersaison am 18. Dezember", sagte Harisch.

Stillstand bei Ganslessen

Markus Lentsch, Inhaber des Gasthauses zur Dankbarkeit im burgenländischen Podersdorf, ist von der Schließung nicht ganz unvorbereitet getroffen worden. "Schmerzlich ist es trotzdem", sagt Lentsch, der das Gasthaus erst im Juli von seinem Vater übernommen hat. "November ist mit der Ganslzeit ein starker Monat bei uns. Wir verkaufen 150 bis 170 Gänse im Schnitt. Der Bauer, der die Gänse züchtet, muss die Tiere jetzt schlachten, sonst wird das Fleisch zäh." Und was macht er mit den geschlachteten Gänsen? "Einfrieren", sagt Lentsch. "Das ist noch die beste Lösung."

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Der Lockdown fällt in die Hauptsaison des traditionellen Ganslessens.
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Was Lentsch und seinen Kollegen unter den Nägeln brennt, ist der Kostenersatz für die erzwungene Schließung. Sein Vater, der inzwischen in Pension gegangen ist, warte jetzt noch auf die zugesagte Entschädigung für den Lockdown eins im Frühjahr. "Bis auf die Kurzarbeit hat es bisher keine Unterstützung gegeben", sagt Lentsch junior. Wie schon im Frühjahr will Lentsch, der im Gasthaus zur Dankbarkeit acht Mitarbeiter beschäftigt und in Spitzenzeiten vor Corona bis zu 80 Personen im Lokal und weitere 80 im Gastgarten hatte, einen Abholservice einrichten. "Es ist nicht so, dass man den ganzen Betrieb mit allen Mitarbeitern damit aufrechterhalten kann, aber es ist besser als nichts", sagte Lentsch. (Günther Strobl, 1.11.2020)