Lediglich die Pressekonferenz fiel ein wenig statisch aus, sonst bemühte sich Kanzler Sebastian Kurz um kommunikative Bewegung.

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Wien – Der Kanzler kommuniziert auf allen Kanälen. Sebastian Kurz lässt keine Möglichkeit aus, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, ein defensives Verhalten kann man ihm nicht vorwerfen: Pressekonferenz am Samstagnachmittag, am Abend dann eine Fernsehansprache. Dazwischen Einträge auf Facebook und Twitter.

Einer der jüngeren Tweets, in denen Kurz die neuen Maßnahmen rechtfertigte, sorgte auf Twitter umgehend für heftige Diskussionen. "Die verkündeten Maßnahmen sind für niemanden leicht. Aber nicht nur wir handeln so, sondern fast alle anderen Länder auch. Egal ob Demokratien od. Diktaturen", schrieb Kurz.

Diese Gleichsetzung von Demokratie und Diktatur wurde scharf verurteilt – aber eben nur auf Twitter, was für sich genommen eine ziemlich kleine und abgeschlossene Blase ist.

Zahlreiche Tweets

Mehr als ein Dutzend Tweets setzte der Kanzler – oder sein Team – am Samstag flankierend zu den anderen Auftritten ab.

Immerhin vier Postings inklusive Video waren es auf Facebook.

Die vom ORF übertragenen Auftritte haben wesentlich mehr Publikum – und riefen ebenso die Kritiker auf den Plan. Zu statisch und zu monoton habe Kurz den Lockdown vorgetragen, immerhin habe er sich in der Fernsehansprache am Samstagabend um mehr Gestik bemüht. Müde sei er, war die gängigste Erklärung, die herumgereicht wurde. Bei der Pressekonferenz am Samstag um 16.30 Uhr schalteten laut ORF 1,531 Millionen Menschen ein, bei der Rede um 20.00 Uhr 1,588 Millionen.

Verärgerte Landeschefs

Stinksauer waren die Landeshauptleute, vor allem die roten. Nicht nur, dass sie in die Entscheidungsfindung kaum bis gar nicht eingebunden waren, wurden die Medien auch vor ihnen informiert. Am Freitagabend gab es einen "informellen Lagebericht", also eine Art vertrauliches Hintergrundgespräch, in dem Kurz die Chefredakteure über seine Pläne informierte, die Landeshauptleute waren erst am Samstag zu Mittag in einer Videokonferenz dran. (Michael Völker, 1.11.2020)