Jede Pressekonferenz ist eine farbenprächtige Matrjoschka, die eine weitere Pressekonferenz in ihrem aufpolierten Bauch verbirgt.

Foto: Apa/Hans Punz

Die Kürbisköpfe kann man nun entsorgen, die Kerzen an den Gräbern sind entzündet. Das Klopapier gehortet, der Streamingdienst aktiviert. Das Land ist bereit. Das Land taucht ein in den herbstlichen Nebel, in den Countdown eines neuen Lockdowns.

Man navigiert nun im Blindflug, man bewegt sich auf Sicht. Der Pilot hat mit dem Copiloten eine Covid-Partnerschaft samt zugehörigen Familienstreitigkeiten gegründet. In ihrer Kommunikation nach außen ist Klarheit eindeutig überbewertet. Interne Informationen finden ihre ganz besonderen Wege hinaus, so wie auch das Wasser immer einen Weg findet. Wenn es sein muss, auch unterirdisch. Leake in der Not, dann hast du’s mit der Zeit.

Während also die Bevölkerung in den Lockdown geht, der vor ganz, ganz kurzem noch heftig abgestritten worden ist, ist der unterirdische Informationsfluss keineswegs hinuntergefahren. Ganz im Gegenteil, es läuft wie geschmiert.

Das Land ist aber trotz der vielen Hintergrundleaks nicht nur im Nebel, sondern auch in einer Möbiusschleife ewiger Pressekonferenzen gefangen. Jede Pressekonferenz ist eine farbenprächtige Matrjoschka, die eine weitere Pressekonferenz in ihrem aufpolierten Bauch verbirgt.

Dazwischen suchen Menschen verzweifelt nach Wahlverwandtschaften mit Hund oder gut vernetzten Medizinern. Wer jetzt allein bleibt, wird es lange bleiben. (Julya Rabinowich, 2.11.2020)