Betrifft: "Die monotonen Edelstahlbalkone Wiens" von Wojciech Czaja
Foto: Czaja

U.M.Bau ist leider nicht der einzige Bauträger, der die stets gleichen, hässlichen, freifinanzierten Betonburgen aus dem Boden stampft. Sie sind respektlos gegenüber Wien und verschandeln auf Lebensdauer – 100 Jahre und mehr – die Stadt. Die Nachkriegsbauten nannte man "Kas mit Löchern". Heute haben sie zur Behübschung noch Wimmerl auf der Nase, genannt Balkone oder noch besser Freiräume, welche aber aufgrund ihrer Größe oder exponierten Straßenlage lediglich zur Aufbewahrung von Gerümpel taugen.

Anlässlich des Staatsfeiertages sang man die Bundeshymne mit der Strophe "Volk begnadet für das Schöne". Wo bleibt das Schöne? DER STANDARD berichtet in der gleichen Ausgabe von einer Umfrage, dass Wien unter Investoren sehr beliebt ist, das wundert nicht, wenn sie freie Hand beim Hinklotzen von kalten, eckigen, farblosen Gebilden haben. Hauptsache, die Rendite stimmt. Kaum ein Tourist wird deshalb nach Wien kommen. Es scheint, als würde das liebenswerte und bestaunenswerte Wien in Hinkunft nur noch aus den inneren Bezirken bestehen, was darüber hinausgeht, interessiert die Behörden nicht.

Große Dichte

Ein Beispiel gefällig? Im zweiten Bezirk – Wehlistraße, gegenüber der U-Bahn-Station Donau Marina – wird derzeit ein freifinanzierter Bau der BAI mit Mietwohnungen errichtet. Die Auffahrt zur A23 liegt unmittelbar daneben, ebenso quert die U-Bahn die Wohnhausanlage in Greifnähe. Die Wohnungsvergabe hat anscheinend noch nicht begonnen, und es ist anzunehmen, dass nach Fertigstellung der Anlage der gesamte Komplex mit hohem Gewinn weiterverkauft wird. Gegenüber wird der Marina-Tower als Hochhaus und weiteren Gebäuden bei unwahrscheinlicher Dichte gebaut. Die Auswirkungen der fallenden Winde sind nicht absehbar und betreffen die gesamte Stadtklimatologie. In diesem Zusammenhang sollte Wien auch überlegen, welche Auswirkungen die zunehmende Verbauung der Ufer sowohl des Donaukanals als auch der Donau haben und ob sie der Bevölkerung nicht ähnliche Nachteile wie zum Beispiel in Kärnten am Wörthersee bringen könnten. Werden nur noch die Privilegierten Zugang zu den Gewässern haben und die Bevölkerung auf schmalen Wegen bestenfalls geduldet sein?

Der geförderte Wohnbau zeigt trotz strengster Auflagen, wie gute menschengerechte Architektur und gute, ökologische Qualität selbst bei gestiegenen technischen Anforderungen machbar ist und trotzdem bei gedeckelten Preisen für die Nutzer leistbar bleibt.

Elisabeth Weihsmann, 1020 Wien (3.11.2020)