Die Zeichen stehen auf Trennung.

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München/Wien – Österreichs Fußballwunderwuzzi David Alaba will es selbst erst am Sonntagabend in den Nachrichten erfahren haben, dass sein Arbeitgeber Bayern München das Angebot zur Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags zurückgezogen habe.

Der 73-fache ÖFB-Teamspieler und Triplegewinner mit den Bayern äußerte sich am Montagnachmittag im Rahmen der Pressekonferenz für das anstehende Duell in der Gruppenphase der Champions League gegen Red Bull Salzburg gewohnt diplomatisch: "Ich bin ein Spieler, der wirklich sehr gerne für den FC Bayern spielt. Ich fühle mich sehr wohl und bin happy, Teil dieser Mannschaft zu sein. Wie es weitergeht, wird man sehen." Mit ihm persönlich habe aktuell noch niemand vom Verein über die Causa gesprochen.

"Sonst keine Gedanken gemacht"

Er habe sich in der kurzen Zeit noch keine Gedanken machen können, wie es weitergeht. "Mein erster Ansprechpartner war immer FC Bayern München. Deshalb habe ich mir sonst keine Gedanken gemacht."

Seit Monaten verhandelt der FC Bayern mit Alaba und dessen Beratern. Die Münchner sollen zuletzt einen Fünfjahresvertrag mit elf Millionen Euro Fixum plus Bonuszahlungen geboten haben. Kolportiert wurde aber, dass er rund 20 Millionen gefordert habe und damit in etwa gleichauf mit Torjäger Robert Lewandowski liegen würde.

Dass die Zahlen "nicht intern" bleiben, sondern medial die Runde machen, stört Alaba ziemlich. "Ich kann jedem einzelnen Fan versichern, dass die Summen, die in den Raum gestellt werden, nicht der Wahrheit entsprechen", betonte Alaba. "Ich war enttäuscht und irgendwo auch verletzt, dass das nicht von offizieller Seite klargestellt wurde."

"Angebot vom Tisch"

Präsident Herbert Hainer hat am Sonntagabend im Bayerischen Fernsehen bestätigt, dass der Klub sein Angebot zur Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags zurückgezogen habe. Zuvor habe man Alaba und dessen Beratern deutlich gemacht, nach monatelangen Verhandlungen bis Ende Oktober Klarheit haben zu wollen.

Nachdem der FC Bayern bis Samstag keine Antwort erhalten habe, habe Sportvorstand Hasan Salihamidzic "noch mal aktiv" bei Alabas Berater nachgehakt, berichtete Hainer in der Sendung "Blickpunkt Sport". "Die Antwort war, dass das Angebot noch immer unbefriedigend ist und wir weiter nachdenken sollen. Daraufhin haben wir uns entschlossen, das Angebot komplett vom Tisch zu nehmen – das heißt, es gibt kein Angebot mehr", sagte der seit einem Jahr amtierende Präsident. Alaba spielt bereits seit 2009, nur unterbrochen von einer kurzen Ausleihe nach Hoffenheim, für die Münchner.

Im Sommer ablösefrei

Alaba könnte die Münchner im Sommer ablösefrei verlassen. "Für so eine wichtige Position und Personalie wollen wir auch Planungssicherheit haben", sagte Hainer. Er betonte, das Angebot des Klubs sei "sehr gut, sehr fair, wettbewerbsfähig" gewesen. Die Berater von Alaba sahen dies offenkundig anders. Im Verlauf des zum Teil öffentlich ausgetragenen Tauziehens hatte unter anderen Ehrenpräsident Uli Hoeneß den Berater Pini Zahavi als Piranha bezeichnet und auch Alabas Vater George verbal attackiert.

Hainer betonte, der FC Bayern müsse sich mit einem Nachfolger von Alaba beschäftigen. "Natürlich, wir müssen auch in die Zukunft planen." Zugleich bekundete er seine Sympathie für den 28-Jährigen. "Ich will noch mal dazusagen, dass wir David unheimlich schätzen, er ist ein liebenswerter Kerl, er ist Publikumsliebling, er ist ein Eigengewächs des FC Bayern München, und deswegen würden wir es auch so bedauern, wenn wir getrennte Wege am Ende der Saison gehen müssen", sagte Hainer.

"Topspieler und ein ganz toller Mensch"

Nicht nur Alaba wurde von der neuesten Entwicklung kalt erwischt. "Ich bin alles andere als glücklich, dass wir uns mit diesem Thema in dieser Woche befassen müssen", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick, ein bekannter Fürsprecher Alabas: "Ich wäre froh, wenn David dem FC Bayern München über die Saison erhalten bliebe. David ist ein Topspieler und ein ganz toller Mensch. Ich bin überzeugt davon, dass er diese Topleistung auch weiter abruft."

Ob die Bayern und ihr Abwehrchef Alaba am Saisonende tatsächlich getrennte Wege gehen, wird sich weisen. Als potenzieller Interessent gilt Manchester City, wo Alaba auf seinen früheren Trainer Pep Guardiola treffen könnte. (sid, APA, red, 2.11.2020)