Die Wüstengrasmücke konnte beringt werden und wurde danach wieder freigelassen.
Foto: BirdLife Österreich/Flora Bittermann

Die Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich freut sich über einen Premieren-Doppelpack und spricht gar von einer "Sensation": Am Freitag seien gleich zwei Vogelarten zum allerersten Mal in Österreich nachgewiesen worden. Eine Wüstengrasmücke wurde im Zuge einer wissenschaftlichen Beringung an der Biologischen Station Illmitz im Burgenland zufällig gefangen, beringt und wieder freigelassen. Und eine Bergkalanderlerche wurde im Tachenberger Moos in Aigen im steirischen Ennstal entdeckt.

Von milder Strömung getragen

Die Wüstengrasmücke (Sylvia nana) hat ein helles Gefieder mit sandfarbener Oberseite, gelbe Augen und blasse, gelbliche Beine. Der im Schnitt nur zwölf Zentimeter lange Singvogel brütet laut Birdlife eigentlich in Halbwüsten und trockenen Steppen zwischen dem Kaspischen Meer und China. Normalerweise überwintert er im Nahen Osten.

Warum es diese Grasmücke nach Österreich verschlagen hat, lässt sich nur spekulieren. "Für das Auftreten war vermutlich die milde Südströmung ein Faktor. Zu ähnlichen Zeiten gab es im späten Oktober 2017 und 2018 jeweils eine Sichtung in Deutschland (Helgoland) und im November 2014 auch eine in Tschechien", sagte Gabor Wichmann, Geschäftsführer von Birdlife Österreich.

Ein Irrgast

Die bis zu 18 Zentimeter lange Bergkalanderlerche (Melanocorypha bimaculata) wiederum gilt als sogenannter Irrgast aus Kleinasien und dem Mittleren Osten. Ihr vermutlich am nächsten gelegener Brutstandort liegt in der Türkei. Dort bewohnt sie steinige, trockene Halbwüsten und Berghänge.

Auch diese Bergkalanderlerche hat es nach Österreich verschlagen.
Foto: BirdlLife Österreich/Rainer Praschak

Im Ennstal wurde nun ein Exemplar "bei Regen, Wind und schlechter Sicht" in einem Schwarm Feldlerchen gesichtet. Der Entdecker habe bei dem Vogel mit markant kräftigem Schnabel und dunklem Brustseitenfleck zunächst auf eine Kalanderlerche getippt, eine nahe Verwandte, die ebenfalls gelegentlich als Irrgast bei uns auftauchen kann. Mit einem Foto, auf dem die Färbung der Unterflügel und Schwanzfedern gut erkennbar war, wurde das Tier aber schließlich als Bergkalanderlerche identifiziert. (APA, red, 4. 11. 2020)