Bleibt Alaba oder fährt er?

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München – Karl-Heinz Rummenigge sieht nach den gescheiterten Vertragsverhandlungen des FC Bayern mit Abwehrspieler David Alaba den Österreicher am Zug. "David Alaba muss nun für sich eine Entscheidung treffen", sagte der Vorstandsvorsitzende der "Sport Bild" vom Mittwoch nach den geplatzten Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung auf die Frage, ob die Türe noch nicht komplett zu sei.

Man befinde sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, bemerkte Rummenigge, der aber noch keinen Schlussstrich zog: "Ich glaube, wir ticken hier alle im Verein gleich: Wir möchten alle, dass David bleibt. Er ist ein wunderbarer Mensch und ein Top-Spieler."

"Wir drehen uns seit Monaten im Kreis"

Am Sonntag hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer gesagt, das von Alabas Beratern zuvor abgelehnte Angebot des Klubs sei nicht länger gültig. Rummenigge rechtfertigte den Schritt des Vereins in dem Interview. "Wir drehen uns seit Monaten im Kreis. Und irgendwann müssen wir die Planung für die neue Saison angehen, müssen wir wissen: Wird David beim FC Bayern bleiben oder nicht?", sagte er.

Vor dem Sieg des FC Bayern in der Champions League gegen Red Bull Salzburg (6:2) hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic einen Abschied Alabas aber als wahrscheinlichste Option bezeichnet. "Ich weiß nicht mehr, wie wir zusammenfinden sollten", sagte er auf Sky.

Ein Abschied des 28-Jährigen träfe die Münchner freilich hart: Wenn ein Spieler wie Alaba den Verein im kommenden Sommer nach Vertragsablauf ablösefrei verlassen könne, sei dies "ein absoluter Super-GAU", ergänzte Salihamidzic.

Müller spricht, Alaba schweigt

Alaba selbst meldete sich am Spieltag nicht zu Wort, sein Standing innerhalb der Mannschaft ist laut Thomas Müller unverändert. "Für den David ist es so, dass er in der Mannschaft hoch angesehen ist. Was seine Leistungen und Führungsqualitäten auf dem Platz angeht, lässt er sich überhaupt nicht beeinflussen", sagte Müller.

Müller, selbst ein Bayern-Urgestein, warnte vor übertriebener Aufgeregtheit und verwies auf Alabas noch laufenden Vertrag, der am 30. Juni 2021 endet. Bis dahin, so Müllers Tenor, "schau mer mal, was passiert".

Die Geschichten über den FC Hollywood habe er "früher auch gerne gelesen", sagte Müller mit einem Schmunzeln. Es sei doch schön, "dass sich ein bisschen was rührt bei uns und wenn es knistert". Und es knistert bei Bayern München ausgerechnet vor dem mit Spannung erwarteten Ligagipfel bei Borussia Dortmund.

Flick genervt

Trainer Hansi Flick nervt die Unruhe zur Unzeit. "Ich sage nichts mehr dazu. Mir ist es wichtig, dass wir Ruhe haben. Wir haben am Samstag ein schweres Spiel in Dortmund", betonte Flick auf Sky. Auf den Klassiker am Samstag (18.30 Uhr, Sky) beim BVB werde man sich jetzt wie immer vorbereiten, "alles andere ist kein Thema, Sie können mir noch fünf Fragen stellen, da werde ich immer das Gleiche sagen".

Doch Flick konnte sagen oder eben nicht sagen, was er wollte – die offene Zukunft seines Abwehrchefs überlagerte die Rekordsiegesserie der Bayern in der Champions League.

Was Flick vom Verhalten der Bosse hält, hatte er bereits vor dem Salzburg-Spiel verdeutlicht. Er sei "alles andere als glücklich, dass wir uns mit diesem Thema in einer Woche mit zwei so schweren Spielen befassen müssen", sagte er.

Zumal auch in der Mannschaft darüber geredet wird. Natürlich sei das "ein Thema", räumte Jerome Boateng ein, aber immerhin "nicht so groß, wie es gemacht wird". Für Alaba sei es "keine einfache Situation". Das Gute sei, "dass David auf dem Platz seinen Mann steht", sagte Müller. Auch Flick war "sehr zufrieden" mit Alaba. (APA, dpa, sid, red, 4.11.2020)