Bild nicht mehr verfügbar.

Angriff auf Stepanakert.

Foto: AP

Baku/Jerewan/Stepanakert – Im Krieg um die Südkaukasusregion Bergkarabach haben aserbaidschanische Streitkräfte nach Angaben von Präsident Ilham Aliyev weitere sieben Orte unter ihre Kontrolle gebracht. Armenien habe eine Niederlage im Kampf um die Region erlitten, teilte Aliyev am Mittwoch auf Twitter mit.

Eroberungszug

Die Behörden in Bergkarabach meldeten massiven Raketenbeschuss von aserbaidschanischer Seite und schwere Zerstörungen in der Hauptstadt Stepanakert. Die wichtigsten Städte Stepanakert und Schuschi sind demnach weiter unter armenischer Kontrolle. Die Zahl der getöteten Zivilisten in Bergkarabach und in Armenien stieg auf 50, hieß es.

Aserbaidschan hatte seit Beginn der Gefechte am 27. September 210 Ortschaften wieder unter seine Kontrolle gebracht. "Es lebe die aserbaidschanische Armee! Karabach ist Aserbaidschan!", schrieb Aliyev. "Wir haben moderne Waffen und einen sehr hohen Kampfgeist."

Waffenruhe mehrfach gebrochen

Der russische Präsident Wladimir Putin hofft nach eigenen Angaben auf einen baldigen Frieden zwischen Armenien und Aserbaidschan. Leider werde bisher weiter gekämpft, sagte er bei einem Treffen mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften. Putin hatte in dieser Woche mit Aliyev und dem armenischen Regierungschef Nikol Paschinjan separat telefoniert. Paschinjan hatte Putin um militärischen Beistand gebeten, eine Antwort des Kremls ist bisher nicht bekannt.

Die Kriegsparteien hatten zuletzt mehrere Waffenruhen unter russischer und US-Vermittlung immer wieder gebrochen. Armenien beklagte einmal mehr den massenhaften Einsatz islamistischer Söldner aus dem Nahen Osten bei den Kämpfen. Russland hatte ihre Zahl auf mehr als 2.000 geschätzt. Nach armenischen Angaben wurde mehr als die Hälfte der Kämpfer inzwischen getötet. Putin hatte von etwa 5.000 Toten auf beiden Seiten gesprochen.

Der Konflikt um Bergkarabach ist schon jahrzehntealt. Aserbaidschan hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren die Kontrolle über das Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern verloren. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Die Region wurde von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan, das sich in dem Konflikt auf seinen "Bruderstaat" Türkei stützen kann. Russland gilt als Schutzmacht Armeniens. (APA, dpa, 4.11.2020)