Die Bilder des Wanderers, die während seiner Tour von ihm aufgenommen wurden.

Foto: screenshot/facebook

Seit zwei Jahren befassen sich Hobbydetektive im Internet mit einem Rätsel, für das es keine Lösung zu geben scheint: Ein Wanderer, der sich selbst als "Mostly Harmless" (vorwiegend harmlos) bezeichnete, war über ein Jahr lang durch die USA gereist. Begonnen hatte seine Tour im April 2017 in einem Naturschutzgebiet von New York City. Mehr als ein Jahr später, im Juli 2018, entdeckten ihn zwei Männer in einem Zelt in einem Wald im Süden von Florida – er war verstorben.

Keine Informationen

Der Mann ist ein Mysterium, wie "Wired" in einem ausführlichen Porträt beschreibt – seinen echten Namen teilte er nie, neben "Mostly Harmless" verwendete er das Pseudonym "Ben Bilemy" und "Denim", da er eine Jeans getragen hatte. Er erzählte Leuten, die er auf seiner Tour traf, nur, dass er in der Tech-Branche tätig gewesen sei, aber sich nun davon distanzieren wolle. Er hatte kein Smartphone, keine Ausweise und zahlte mit Bargeld.

Nach seinem Tod veröffentlichten die lokalen Behörden, die ihn nicht identifizieren konnten, Fotos von ihm und baten um Hinweise. Auffällig war, dass er trotz einer Größe von 1,75 Meter zum Zeitpunkt seines Todes nur rund 38 Kilogramm wog. Verhungert war er aber nicht. So gab es in der Nähe Nahrungsmittel, zudem fand man 3.500 Dollar Bargeld. Außerdem war der Mann nicht weit von einer Autobahn entfernt, wo er Hilfe hätte suchen können. Unklar ist bis jetzt seine Todesursache.

Spuren führen ins Leere

Seither versuchen Nutzer mehr über den Mann zu erfahren, etwa über eine Facebook-Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihn zu identifizieren. Bisher ohne Erfolg, denn trotz der Fotos, die von ihm existieren, konnte man nicht herausfinden, wer er in Wahrheit war. Dort stellten sich beispielsweise Nutzer die Frage, ob er ein verschwundener Kinderschauspieler ist – oder ein untergetauchter Mann, der 2017 seine Freundin getötet haben soll. Von vielen Usern wird er als besonders gutaussehend beschrieben, manche verglichen ihn mit dem Schauspieler Brad Pitt.

Letzte Hoffnung DNA

Die aktuellste Spur dreht sich rund um einen DNA-Test: Dafür werden die DNA-Informationen mit Datensätzen der Analyseplattform GED Match abgeglichen. Dort können User "kostenlos" – nämlich im Austausch gegen ihre Daten – eine Analyse mit anderen Nutzern durchführen, um so herauszufinden, ob sie beispielsweise unbekannte Verwandte haben.

Die Plattform wird in den USA auch von Strafverfolgungsbehörden genutzt, beispielsweise war es so möglich, den Golden State Killer, der zwischen 1973 und 1986 zahlreiche Straftaten begangen hatte, im Jahr 2018 zu identifizieren und später zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Nun soll ein Test, der mit dem US-Unternehmen Othram durchgeführt wird, Klarheit schaffen. Die User waren so engagiert, dass sie dafür mittels Crowdfunding 5.000 Dollar sammelten – die Polizeibehörden wollten das Geld nämlich nicht investieren, da es keinen Hinweis darauf gibt, dass es einen Mord gegeben hat. Ein Ergebnis wird im Dezember erwartet. (red, 5.11.2020)