Die Interessenten für Waldstücke in Österreich kommen auch aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich.

Foto: APA/Barbara Gindl

Ruhig, abgeschieden, mitten in der Natur – der Wald ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Vor allem im heurigen Jahr – in Zeiten der Pandemie –, zieht es viele raus aus den Städten und hinein ins Grüne.

Wer einen Schritt weitergehen und den Flecken Natur ganz für sich haben will, der kauft sich ein Waldstück. Die Nachfrage ist groß, bestätigt Klaus Bischof vom gleichnamigen Immobilienunternehmen, das auf Wälder und Forstbesitzungen spezialisiert ist. 3000 bis 4000 Hektar verkauft das Unternehmen im Schnitt jährlich. Heuer liegen die Zahlen etwas darunter. Doch nicht die Nachfrage ist das Problem, sondern das Angebot, so Bischof.

Langfristige Geldanlage

Verkaufsargument Nummer eins ist in beinahe jedem Fall der Entspannungsfaktor. Denn aufgrund des niedrigen Holzpreises sind Wälder keine sehr rentable Einkommensquelle. "Wer einen Wald kauft, will damit keine Rendite erzielen", sagt Bischof – sie liege bei einem Wirtschaftswald derzeit bei einem bis 1,5 Prozent.

Das ist den Käufern bewusst. Doch ihnen gehe es nicht ums große Geld, vielmehr werde der Wald als generationenübergreifende Geldanlage gesehen und als Absicherung für die Familie, so Bischof. Manche Käufer wollen den Wald nachhaltig bewirtschaften, andere möchten dort ihre Jagdleidenschaft ausleben – ab 115 Hektar gilt ein Waldstück als Eigenjagd.

Vor allem in diesem Jahr merkt auch Bischof eine Besinnung der Kunden aufs Land. "Aufgrund der Lockdowns überlegen viele, sich eine zweite Liegenschaft anzuschaffen, um mit den Kindern, der engsten Familie oder mit Freunden dort Zeit zu verbringen und sich zu erholen. Auf dem Land spürt man die Auswirkungen der Pandemie weit weniger", sagt der Immobilienexperte.

Im Wald wohnen

Doch mit den Bäumen allein ist es nicht getan. Tatsächlich spielt beim Verkauf von Wäldern eine wesentliche Rolle, ob es etwa eine kleine Hütte oder eine andere Wohnmöglichkeit auf dem Grundstück gibt, bestätigt Bischof.

Einheimische und Bauern kaufen meist Grundstücke bis 40 oder 50 Hektar. Größere Anwesen gehen meist an Industrielle oder Investoren, neben Österreich kommen sie vor allem aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich.

Vor allem in der Steiermark, Kärnten und Niederösterreich wechseln Waldgrundstücke den Besitzer. "In Salzburg und Tirol bekommt man fast nichts", sagt Bischof und erklärt, dass Wälder dort vor allem im Eigentum der Bundesforste stehen. Und worauf kommt es noch an? Eine gute Erreichbarkeit des Grundstücks sei zwar immer wichtig – "ob es in die nächste Stadt allerdings eine oder zwei Stunden Fahrtzeit sind, ist eher sekundär", so der Experte. Wie so oft variiert auch der Preis eines Waldstücks je nach Lage. Im Schnitt kostet der Quadratmeter Wirtschaftswald 1,80 bis 2,50 Euro.

Wer sich kümmert

Und wer übernimmt die Pflege? Auch wenn das Holz keinen großen Ertrag bringt, braucht es dennoch jemanden, der sich um den Wald kümmert. Meist übernehmen diese Aufgabe Forstbüros, der Waldwirtschaftsverband oder der Maschinenring. Auch ein privater Förster kann auf Werkvertragsbasis engagiert werden.

Im besten Fall pachtet ein benachbarter Landwirt das Waldstück. "Diese sind oft sehr froh, wenn Investoren diese Liegenschaften kaufen, weil sie den Wald dann nicht selbst kaufen müssen, aber dennoch profitieren", weiß Bischof. Und so haben alle etwas davon. (Bernadette Redl, 14.11.2020)