Deutschkurse für Erwachsene finden trotz Veranstaltungsverbots weiterhin statt.

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Die Kursteilnehmer treffen in großen Gruppen ein. Zuvor sind sie gemeinsam in der dicht gefüllten Straßenbahn gesteckt. Oben, im Gebäude des Sprachinstituts, wird es auch nicht besser. Auf rund 20 Quadratmetern unterrichtet er bis zu elf Personen, sagt ein Deutschlehrer, der hier in Wien an einem der großen Institute beschäftigt ist, dem Standard. Neben seinem Kurs gibt es dutzende andere in mehr oder eher weniger großen Räumen – abgehalten im Auftrag des Arbeitsmarktservice (AMS).

Der Lehrende fragt sich, wie das möglich sein kann, in Zeiten des Lockdowns, während die Oberstufenklassen geschlossen ins Distance-Learning wechseln mussten. Privat halte er sich an alle Abstands- und Hygienevorschriften. Während er sich hier in der Arbeit um seine Gesundheit sorgen müsse. Verständlicherweise will er mit seiner Kritik nicht namentlich genannt werden.

Die Regel, die Ausnahme...

Zum Hintergrund: Laut Covid-Schutzverordnung sind Veranstaltungen vorerst bis 30. November untersagt. Ausgenommen von dieser Regelung des Paragraf 13 sind jedoch "Zusammenkünfte zu erforderlichen beruflichen Aus- und Fortbildungszwecken" – also auch die Sprachkurse des AMS.

Beim Arbeitsmarktservice heißt es dazu, man habe "alle Bildungsträger beauftragt, auf die strikte Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen zu achten". Außerdem habe man für die Zeit des Lockdowns empfohlen, zumindest teilweise auf Online-Angebote umzustellen – jedenfalls "wenn es der Unterricht zulässt und es den Bildungserfolg nicht gefährdet". AMS-Chef Johannes Kopf freut sich via Twitter über diese Lösung. Und betont, man wolle das Risiko natürlich "so weit als möglich" eindämmen. De facto liegt die Verantwortung damit bei den Weiterbildungsinstituten. Das sieht man auch beim AMS so: Die Entscheidung über Präsenzlehre oder Distance-Learning "treffen die einzelnen Schulungsträger", heißt es.

...und die Praxis

Im Fall des eingangs erwähnten Sprachlehrers und seiner Deutschklasse bedeutet das in der Praxis: Sie sitzen jetzt alle mit Mundschutz in der Klasse, dazu mussten alle Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer ihre schriftliche Einwilligung geben. Deutsch zu lernen ist unter diesen Bedingungen aber nur noch begrenzt möglich. Dem Unterricht fernbleiben geht auch nicht, denn dann drohen auch finanzielle Konsequenzen. Die Geschäftsführung des Sprachinstituts war für den Standard bis Redaktionsschluss nicht erreichbar. (Karin Riss, 6.11.2020)