Wien – Links der Innenminister, rechts der Bundeskanzler, in der Mitte zwei Wega-Beamte in Uniform und Sturmhaube. Dieses auffallend symmetrische Bild publizierte das Bundeskanzleramt am Freitag in der Früh. Bei den Polizisten handelt es sich um jene Beamten, die am Montagabend den Attentäter von Wien "gestellt und niedergestreckt haben", wie es im offiziellen Begleittext heißt. Dafür wurden sie von Kanzler Sebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) geehrt.

Dieses Foto veröffentlichte das Bundeskanzleramt am Freitag.
Foto: BUNDESKANZLERAMT/ARNO MELICHAREK

Sturmhaube auf dem Sofa

Das Foto sorgt vielfach für Irritation. Auch bei der Politikwissenschafterin Lore Hayek hinterlässt es "ein unangenehmes Gefühl", wie sie dem STANDARD sagt. "Dass man in einem Innenraum in dieser Ausrüstung auf einem Sofa sitzen muss, glaube ich nicht", sagt sie. Das Bild wirke für viele wohl auch befremdlich, weil die Aufmachung mit Sturmhaube für Polizisten im öffentlichen Raum in Österreich nicht üblich ist.

Die Anonymität der Beamten hätte man anders auch wahren können. Die Aufmachung solle wohl "auch ein bisschen die Außergewöhnlichkeit der Situation ausdrücken, soll vielleicht auch darauf hinweisen, dass wir uns in einer Bedrohungssituation befinden".

Dank legitim, Aufmachung fragwürdig

Es sei natürlich legitim und richtig, der Polizei für ihre Arbeit zu danken, sagt Hayek. Aber wie so oft bei Sebastian Kurz falle ihr auf, "dass die Inszenierung ein bisschen over the top ist. Es ist nicht natürlich und authentisch, sondern man hat immer das Gefühl, da will jetzt so viel mittransportiert werden", sagt die Wissenschafterin von der Uni Innsbruck.

"Man hat als Betrachterin das Gefühl, es lenkt den Fokus wieder weg von den beiden Polizisten, die hier ausgezeichnet werden. De facto sind sie nur ein Objekt oder Instrument in einer größeren Inszenierung." Sie glaubt, dass die Botschaft des Danks für die Polizei auch ohne so ein "martialisches Setting" hätte übermittelt werden können. (sefe, 6.11.2020)