Eike-Clemens Kullmann, Bundesvorsitzender der Journalistengewerkschaft in der GPA-djp, fordert eine Reform der Medienförderung.

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Wien – Journalistische Arbeit sei in jüngster Zeit deutlich schwieriger geworden. In vielen Redaktionen hätten sich die Arbeitsbedingungen seit Monaten massiv verschärft. "In einer Umfrage der Journalistengewerkschaft in der GPA-djp, an der mehr als 700 Kolleginnen und Kollegen teilgenommen haben, beklagen 56 Prozent, dass ihr persönlicher Arbeitsaufwand in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen hat. 86 Prozent der Befragten erklären zudem, dass dieser Mehraufwand von den Medienunternehmen nicht abgegolten wird", wird Eike-Clemens Kullmann, Bundesvorsitzender der Journalistengewerkschaft in der GPA-djp, in einer Aussendung zitiert.

Reform der Medienförderung gefordert

Bei einer Konferenz der Betriebsrätinnen und Betriebsräte wurde eine Resolution verabschiedet. Gefordert werde darin eine "rasche und deutliche Reform" der Medienförderung. "Diese muss sowohl die direkte Förderung als auch die Vergabe von Inseraten an die Einhaltung der vom Österreichischen Presserat festgelegten ethischen Standards binden. Die jüngsten Entgleisungen in der Berichterstattung über den Terroranschlag in Wien beweisen einmal mehr die Bedeutung von Qualitätsjournalismus", sagt Kullmann. Unabdingbar für qualitätsvollen Journalismus sei auch eine ausreichende personelle Ausstattung der Redaktionen. "Journalistische Jobs müssen hier klaren, in Kollektivverträgen festgelegten arbeits- und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen unterliegen", fordert Kullmann.

Regelungen für das Home Office

Was die Journalistengewerkschaft auch fordert, sind klare Regelungen für das Home-Office. So würden beispielsweise nur knapp mehr als 40 Prozent der angestellten Journalistinnen und Journalisten über ein eigenes Arbeitszimmer verfügen, heißt es. Ebenfalls unabdingbar sei hier eine finanzielle Abgeltung des Mehraufwandes. "Zuschüsse fürs Home-Office bekommen derzeit aber lediglich acht Prozent der Befragten", sagt Kullmann.

Faire Entlohnung für Freie

Bei den freien Journalistinnen und Journalisten gebe es Handlungsbedarf bei der Bezahlung. "Bei beinahe 60 Prozent der Befragten haben sich die Einnahmen in der Corona-Krise etwas bzw. sogar deutlich verschlechtert, mehr als ein Drittel der Befragten bekommen weniger als das im Kollektivvertrag vereinbarte Mindesthonorar", kritisiert Kullmann. "Medienunternehmen müssen hier endlich Vertragstreue an den Tag legen und freie Journalistinnen und Journalisten fair bezahlen", so Kullmann. (red, 6.11.2020)