Iris Laufenberg wechselt 2023 nach Berlin, wo sie früher bereits Leiterin des Theatertreffens war.

Foto: Lupi Spuma

Sie hat schon Führungspositionen übernommen, als andere noch an ihrem Studium kiefelten, und kann es deshalb ziemlich gut: Iris Laufenberg, 1966 in Köln geboren, ist versiert und motivierend – der Idealfall einer Chefin. Am Schauspielhaus Graz, wo die gelernte Dramaturgin seit 2015 geschäftsführende Intendantin ist, wird sie als sehr wertschätzende Autoritätsperson beschrieben. Ab der Spielzeit 2023/24 wird sie nun das Deutsche Theater Berlin leiten.

Mit ihrem Spirit und einer nicht selbstverständlichen Risikofreudigkeit – ein Teil des Grazer Ensembles reiste beispielsweise für eine Produktion nach Burkina Faso – konnte sie das steirische Landestheater auf der internationalen Landkarte relevant halten.

Laufenberg hat in ihrer bisherigen Laufbahn, die sie quer durch alle drei deutschsprachigen Länder geführt hat, ein großes Arbeitsnetzwerk aufgebaut. Schon Anfang der 1990er-Jahre war sie leitende Dramaturgin in Bonn, in Essen und in Bremen. Dann übernahm sie die Bonner Biennale und wurde 2003 für acht Jahre Leiterin des Berliner Theatertreffens.

Neue Dramatik

Hier hat sie einen ihrer inhaltlichen Schwerpunkte entschieden vorangetrieben: die Autorenförderung – unter ihrer Leitung wurde der Stückemarkt für Autoren aus ganz Europa geöffnet, seit 2019 auch international.

Neue Dramatik blieb für Laufenberg auch in den nachfolgenden Jahren sehr wichtig. Sie wurde Schauspieldirektorin am Konzerttheater Bern und schließlich Intendantin in Graz, wo ihre Produktionen immer wieder Einladungen zu renommierten Autorenfestivals erhielten, etwa den Mülheimer Theatertagen. Hierher hat sie Regisseure wie Claudia Bauer, Jan-Christoph Gockel oder Lily Sykes geholt. Und hier hat sie zudem das Dramatiker/innenfestival gegründet und Graz regelmäßig zu einem Nestroy-Preis-Anwärter und -Abräumer gemacht.

Keine Sesselkleberin

Das alles will gelernt sein. Laufenberg ist Absolventin des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, jener Adresse, die jahrelang die deutschsprachige Theateravantgarde stellte. Hier kommen Künstlerkollektive wie Rimini Protokoll oder She She Pop her oder namhafte Regisseure wie René Pollesch.

Für den Intendantenposten am Deutschen Theater Berlin erfüllt Laufenberg also alle Voraussetzungen. Sie war nie eine Sesselkleberin und scheut keine Veränderungen. Die verheiratete zweifache Mutter mag höchstens anfangs etwas weniger Zeit für ihre Pferdeleidenschaft finden. (Margarete Affenzeller, 7.11.2020)