Marcus Wadsak erstellt für den Fernsehsender ORF Wettervorhersagen und sagt sie im Fersehen an.

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Marcus Wadsak ist Meteorologe und im ORF für die Wettervorhersage zuständig. Im STANDARD erklärt er, wie das funktioniert, was der Unterschied zwischen Wetter und Klima ist und was es mit dem Klimawandel auf sich hat.

STANDARD: Was ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima?

Wadsak: Das Wetter ist der aktuelle Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort. Oder anders: Das ist genau das, was du siehst, wenn du aus dem Fenster schaust, oder spürst, wenn du aus dem Haus gehst. Scheint die Sonne? Regnet es? Weht der Wind stark oder schwach? Ist es warm oder kalt? All das können wir auch messen. Das Klima hingegen ist das Wetter über lange Zeit, mindestens 30 Jahre bis hin zu 1.000 oder sogar Millionen Jahren. Das Klima können wir im Unterschied zum Wetter nicht messen, wir berechnen es aus den Wetteraufzeichnungen über die vielen Jahre. So ergibt sich ein Bild, welches Wetter durchschnittlich in einer Region über das Jahr gesehen zu erwarten ist. In Österreich also typisch mit Badewetter im Sommer und mit Schnee zum Skifahren im Winter.

STANDARD: Wie weit kann man das Wetter vorhersagen, und wie funktioniert das?

Wadsak: Das Wetter können wir bei uns in Österreich, je nach Wetterlage, für eine Woche bis hin zu maximal 15 Tagen voraussagen. Dazu bestimmen wir zuerst das aktuelle Wetter, wir müssen also am Anfang erst einmal wissen, wie das Wetter überhaupt ist. Diese Informationen aus Wetterstationen, Satellitendaten und vielen anderen Beobachtungen stecken wir dann in gigantische Computer, die mithilfe von sehr komplizierten Formeln berechnen, wie sich das Wetter in den nächsten Tagen verändern wird. Diese Berechnungen werden von uns Meteorologen und Meteorologinnen interpretiert, also analysiert und ausgewertet. Danach erstellen wir die Prognosen.

STANDARD: Wieso stimmt die Wettervorhersage manchmal nicht?

Wadsak: Das Wetter wird von uns meisten sehr genau vorhergesagt, vor allem für drei Tage funktioniert das fast immer sehr gut. Aber gelegentlich erleben wir es trotzdem noch, dass die Prognose danebengeht, falsch ist und nicht stimmt. Es regnet, obwohl Sonne vorhergesagt wird. Die 30 Grad kommen nicht, es bleibt kühler als erwartet. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum einen können wir schon beim aktuellen Wetter zu wenig gemessen oder beobachtet haben, der Computer bekommt von uns bereits den Ausgangszustand falsch oder nicht ausreichend gut genug gefüttert. Mit einem falschen Anfang ist auch klar, dass das Ergebnis am Ende nicht stimmen kann. Außerdem gibt es Wetterphänomene, die zu klein sind, um sie am Anfang zu berücksichtigen, sie fallen zunächst nicht auf. Sie entwickeln sich aber in den Tagen darauf weiter und wachsen an – auch sie sind in den Modellen nicht berücksichtigt und können so zu einer großen Überraschung führen. Das kommt aber wirklich nur noch sehr selten vor.

STANDARD: Was passiert beim derzeitigen Klimawandel?

Wadsak: Das Klima ändert sich. Seit 150 Jahren beobachten wir, dass die Temperatur auf der ganzen Welt steigt, in Österreich steigt sie sogar stärker als in vielen anderen Teilen der Erde. Diese Erwärmung hat einen Grund, diesen Grund liefern wir Menschen. Weil wir unsere Umwelt verschmutzen und durch Autofahren oder Industrie, auch durch unsere Landwirtschaft und Viehzucht Treibhausgase in die Atmosphäre ausstoßen. So wird es wärmer und immer wärmer.

STANDARD: Hat es nicht schon immer Klimawandel gegeben? Was ist jetzt anders?

Wadsak: Das Klima hat sich schon immer geändert. Die meiste Zeit war es auf unserer Erde sogar noch wärmer, ohne Eis an den Polen und ohne Gletscher. Das war aber auch eine Zeit, in der der Mensch noch nicht auf der Erde war und unter diesen Bedingungen auch nicht hier hätte leben können. Es war auch schon kälter als heute, mit viel mehr vereisten Flächen, selbst bei uns in Europa. Solche Änderungen des Klimas gingen in der Vergangenheit meistens sehr langsam vor sich, die Natur, die Pflanzen und die Lebewesen konnten sich an die neuen Bedingungen gewöhnen und ihr Leben anpassen. Die Erwärmung, die wir jetzt erleben und selbst verursachen, läuft so viel schneller ab, dass das Sich-Anpassen und Sich-Gewöhnen in vielen Bereichen gar nicht möglich ist, und das kann zu vielen Katastrophen führen.

STANDARD: Kann man gegen den Klimawandel noch etwas tun?

Wadsak: Wir wissen, dass wir den aktuellen Klimawandel, die derzeitige Erwärmung, verursachen. Das heißt auch, dass wir etwas dagegen tun können, und ich glaube auch, dass wir das tun müssen. Die meisten Nationen der Welt haben sich auch dazu verpflichtet, alles zu versuchen, damit die Erwärmung bis ins Jahr 2100 nicht mehr als plus 1,5 °C beträgt. Und jeder von uns kann dazu seinen Beitrag leisten, wir müssen nur ein paar Gewohnheiten ändern. So können wir zu Fuß gehen, Rad fahren oder Öffis benutzen und das Auto stehen lassen. Wir sollten weniger Fliegen. Auch beim Einkaufen und Essen können wir unser Klima schützen. So sollten wir vorrangig heimische Produkte kaufen und auf Bioqualität setzen. Und wir sollten auch weniger Fleisch essen. Außerdem sollten wir auch Energie sparen. So können wir es schaffen, dass die Erwärmung nicht zu stark ausfällt, und dafür sorgen, dass die aktuelle Klimakrise nicht zu einer Klimakatastrophe wird. (Birgit Riegler, 7.11.2020)