Roglic darf sich freuen. Die Titelverteidigung bei der Vuelta scheint sicher.

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La Covatilla – Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) hat mit letzter Kraft seine Gesamtführung bei der 75. Spanien-Rundfahrt erfolgreich verteidigt und steht dicht vor seinem zweiten Vuelta-Erfolg nacheinander. Der Tour-Zweite und Vorjahressieger wehrte auf der vorletzten Etappe mit Mühe den Angriff von Richard Carapaz (Ecuador/Ineos Grenadiers) ab und erreichte nach 178 km die Bergankunft Alto de la Covatilla 21 Sekunden hinter seinem ärgsten Verfolger. Den Tagessieg holte sich David Gaudu (Groupama-FDJ), der schon die elfte Etappe gewonnen hatte.

Roglic, der in der Gesamtwertung 24 Sekunden vor Carapaz liegt, entging bei der Vuelta gerade so einer ähnlichen Niederlage wie bei der diesjährigen Tour de France. Dort hatte er auf der vorletzten Etappe den Gesamtsieg an seinen Landsmann Tadej Pogacar verloren.

Dabei hatte Carapaz am Samstag noch einmal alles probiert. Rund zwei Kilometer vor dem Ziel attackierte der 27-Jährige, setzte sich von Roglic ab und holte Sekunde um Sekunde auf. Letztlich reichte es aber doch noch knapp für den Slowenen.

Die flache Schlussetappe am Sonntag nach Madrid über 124,2 Kilometer wird traditionsgemäß keine Angriffe auf den Träger mehr bringen.

Österreichs einziger Vuelta-Starter landet in den Top Ten: Felix Großschartner.
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Defekt beim Schlussanstieg

Felix Großschartner büßte am vorletzten Tag noch zwei Positionen ein, der Oberösterreicher wird als Neunter aber ein Spitzenergebnis einfahren. Der Bora-Kapitän musste auf der harten Bergetappe mit anfänglichem Regen sowie Nebel und Kälte zu Beginn des langen Schlussanstieges nach einem Reifendefekt erst wieder zur Gruppe der Topstars aufschließen.

Später verlor er nach den ersten Tempoverschärfungen wieder den Anschluss, bis ins Ziel auf 1.960 m Seehöhe riss er dann noch deutlichen Rückstand auf die absoluten Topfahrer um Roglic auf. Großschartner kam als 21. rund eine Minute hinter Roglic (10.) ins Ziel und musste dadurch David de la Cruz und Tagessieger David Gaudu, die einer ungewöhnlich großen Ausreißergruppe angehört hatten, im Gesamtklassement noch vorbeilassen.

Der Marchtrenker wird aber aller Voraussicht nach trotzdem sein mit Abstand bestes Ergebnis bei einer der großen Rundfahrten holen. Sein neunter Rang wäre außerdem das zweitbeste Vuelta-Ergebnis eines Österreichers in der Nachkriegsgeschichte, 1996 war Georg Totschnig Sechster geworden. Zudem wird Großschartner in der außergewöhnlich kurzen und intensiven Corona-Saison für das dritte Top-Ten-Ergebnis eines Österreichers bei einer Grand Tour sorgen. Im Oktober hatten das auch schon Patrick Konrad (8.) und Hermann Pernsteiner (10.) beim Giro d'Italia geschafft.

Großschartner haderte nach der vorletzten Etappe der Vuelta nicht zuletzt mit der Technik. "Ich bin etwas enttäuscht, dass wir vorne so eine große Gruppe hatten. Ich hatte dann noch einen Defekt am letzten Berg, und es hat mich viel Energie gekostet danach wieder den Anschluss zu finden", erklärte er. "Ich habe zwei Plätze in der Gesamtwertung verloren, aber zum Schluss bin ich trotzdem noch in den Top Ten, und darauf kann ich stolz sein."

Ähnlich zwiegespalten resümierte der sportliche Leiter von Bora. "Am Ende liegt er auf dem 9. Platz, was eine ganz starke Leistung ist", meinte Enrico Poitschke. "Wir sind auf eine Art enttäuscht, dass es nicht zur Verteidigung des siebenten Platzes gereicht hat, aber auf der anderen Seite sind wir glücklich, dass eine Platzierung unter den ersten Zehn für ihn am Ende als Ergebnis steht."

La Vuelta

Spitzenergebnis

Wie sein Teamkollege Konrad schrammte auch Großschartner zudem nur knapp an einem Etappensieg vorbei. Auf dem fünften Teilstück musste sich der 26-Jährige in Sprint eines kurzen Schlussanstieges als Zweiter nur Roglic geschlagen geben. Auch auf schweren Bergetappen landete Großschartner mehrfach im Spitzenfeld. Das war ihm auch schon vor zwei Jahren beim Giro als Etappendritter einmal gelungen.

Wie Roglic und einige andere Klassementfahrer hatte Großschartner heuer auch schon die auf September verschobene Tour bestritten. In Frankreich war Großschartner allerdings nur als Edelhelfer eingesetzt worden. Bei der Vuelta durfte er das Bora-Aufgebot als Kapitän anführen und wurde dieser Rolle mit dem erhofften Spitzenergebnis auch gerecht. (sid, APA, 7.11.2020)