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Bei einem Treffen des damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden mit Israels Premier Benjamin Netanjahu knirschte es 2010 ziemlich lautstark im Gebälk.

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Zwölf Stunden lang gar nichts. In Israel hatte alles gespannt darauf gewartet, wie Premierminister Benjamin Netanjahu auf den Wahlsieg Joe Bidens reagieren würde, und das war es also: Schweigen.

Erst Sonntagfrüh drückte der Regierungschef dem gewählten US-Präsidentin Joe Biden und der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris seinen Glückwunsch aus, wobei er das Wort "Präsident" tunlichst vermied – und nicht, ohne prompt auch Donald Trump für seine Freundschaft zu danken.

Es ist kein Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen Netanjahu und Biden verschnupft ist. Allzu gut ist Biden jener Besuch in Jerusalem vor zehn Jahren in Erinnerung, als er kam, um dem Nahost-Friedensprozess neues Leben einzuhauchen, und von Netanyahu mit der öffentlichen Ankündigung überrascht wurde, dass auf palästinensischem Gebiet 1500 neue Wohneinheiten errichtet werden sollten. Biden dankte es Netanjahu, indem er 90 Minuten zu spät zum gemeinsamen Abendessen erschien.

Trumps Unterstützung für Netanjahu

In Israels Regierungskreisen sorgt Bidens Sieg jedenfalls nicht gerade für Jubel. Trump hatte alles unternommen, um den Mitte-Rechts-Block in Israel zu stärken, und hatte Jerusalem ermutigt, palästinensische Anliegen zu ignorieren. Unter Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris dürfte sich das, wenn auch nicht radikal, ändern.

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas erklärte indes, er "freue" sich darauf, mit Biden und Harris für mehr "Freiheit, Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und Würde für unser Volk" zu arbeiten. Was er nicht erwähnt, aber wohl auch im Sinn hat, ist mehr Geld: Harris hatte bereits angekündigt, eingefrorene Unterstützungszahlungen wieder fließen zu lassen. (Maria Sterkl aus Jerusalem, 8.11.2020)