Nach mehr als zwei Jahren nach dem Mord an dem Journalisten Ján Kuciak sucht man in der Slowakei nach korrupten Netzwerken in der Justiz und Polizei.

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Bratislava – Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Mord an dem Investigativjournalisten Ján Kuciak hat ein Sondergericht in der Slowakei Untersuchungshaft gegen den Ex-Polizeipräsidenten Tibor Gašpar verhängt. Auch die Ex-Chefs von Schlüsselabteilungen der staatlichen Polizei müssen nach der Gerichtsentscheidung vom Sonntag in Untersuchungshaft. Als Grund wurde die Gefahr einer Zeugenbeeinflussung genannt.

Seit dem Mord an Kuciak und seiner Verlobten im Februar 2018 ermittelt die slowakische Polizei gegen korrupte Netzwerke in der Justiz und ihren eigenen Reihen. Details der gegen die Ex-Polizeichefs erhobenen Vorwürfe gaben zunächst weder Staatsanwaltschaft noch Gericht bekannt. In Medienberichten nach dem Journalistenmord wurden sie aber wiederholt für ein Klima der Korruption bei der Polizei verantwortlich gemacht. Unter anderem sollen einflussreiche Unternehmer im Voraus über gegen sie laufende Korruptionsermittlungen informiert worden sein.

Für den Millionär Marián Kočner sollen Polizisten sogar mit Wissen ihrer Vorgesetzten Journalisten beschattetet haben, die zu seinen illegalen Geschäften recherchierten – darunter auch den später ermordeten Kuciak. Kočner ist angeklagt, den Mord an Kuciak bestellt zu haben. Wegen mangelnder Beweise wurde er im September in erster Instanz freigesprochen. Der Freispruch ist jedoch nicht rechtskräftig, weil die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte. (APA, 9.11.2020)