Frauen sind in Niedriglohnjobs an vorderster Front überrepräsentiert, so die EU-Kommission.

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Brüssel – Die Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen in der EU ist leicht gesunken. Während dieser "Gender-Pay-Gap", also der Unterschied zwischen dem Brutto-Stundenlohn von Männern und Frauen, 2017 noch bei 14,5 Prozent lag, ist er 2018 auf 14,1 Prozent gesunken, wie die EU-Kommission am Freitag mitteilte.

"Bei diesem Tempo würde es Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern, um Geschlechtergleichheit zu erreichen", kritisierte Kommissionsvize Vera Jourova in einer gemeinsamen Mitteilung mit den EU-Kommissaren Nicolas Schmit und Helena Dalli anlässlich des Europäischen Tags der Lohngleichheit am 10. November. Für jeden Euro, den ein Mann stündlich verdiene, erhalte eine Frau durchschnittlich nur 86 Cent. Das sei nicht akzeptabel.

Informelle Jobs

Der geringere Lohn für Frauen sei das Ergebnis von Ungleichheiten, die sich durch das gesamte Leben ziehen, sei es beim Einstieg in den Beruf bis hin zur Frage der Vereinbarkeit von Job und Familie, heißt es in einem Statement der EU-Kommission. "Die Pandemie wird die strukturellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und das Armutsrisiko für Frauen noch verschärfen." Frauen seien in Niedriglohnjobs an vorderster Front überrepräsentiert und erbringen die grundlegendsten gemeinnützigen Dienstleistungen. Darüber hinaus "sind sie in informellen Jobs, die nicht durch Sozialschutzsysteme abgedeckt sind, überproportional präsent", heißt es in der Aussendung der EU-Kommission.

Verbindliche Maßnahmen

Die Kommission wird in den nächsten Wochen verbindliche Maßnahmen zur Vergütungstransparenz vorschlagen. Ein angemessener Mindestlohn, für den die Kommission gemeinsame EU-Vorschriften vorgeschlagen hat, könnte laut EU-Kommission helfen, da mehr Frauen als Männer einen Mindestlohn verdienen. Laut Kommission unterstützen 64 Prozent der europäischen Arbeitnehmer*innen eine Lohntransparenz durch die Veröffentlichung von Durchschnittslöhnen nach Berufsart und Geschlecht in ihrem Unternehmen. (APA, dpa, Reuters, 9.11.2020)