Monika Maron, laut neuem Verlag "ganz im freiheitlichen Geiste Heinrich Heines".

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Nach der Trennung vom S.-Fischer-Verlag wechselt die deutsche Schriftstellerin Monika Maron (79, "Flugasche") zum Verlag Hoffmann und Campe. Dort soll im Dezember eine neue Erzählung mit dem Titel "Bonnie Propeller" erscheinen, gefolgt von einem Essayband mit dem Titel "Was ist eigentlich los?", der für April 2021 geplant ist. Zugleich arbeite die Autorin an einem neuen Roman, der ebenfalls bei Hoffmann und Campe erscheinen wird, teilte der Verlag am Montag in Hamburg mit.

Maron hatte über Jahrzehnte beim S.-Fischer-Verlag veröffentlicht, darunter viele Bestseller. Im Oktober hatte der Verlag jedoch angekündigt, der Autorin keine neuen Buchverträge anzubieten.

Begründet hatte der Verlag die Trennung mit Marons Essayband in der "Exil"-Reihe der Edition Buchhaus Loschwitz und dem Vertrieb dieser Buchreihe durch den Antaios-Verlag von Götz Kubitschek. Der Verfassungsschutz zählt das "Institut für Staatspolitik" des Verlegers Kubitschek zum Netzwerk der "Neuen Rechten", in dem rechtsextremistische bis rechtskonservative Kräfte verortet werden.

Von der literarischen Jugendliebe zur unverhofften Altersliebe

Maron hatte in einem Interview der "Welt" von einem "Rausschmiss" durch Fischer nach 40 Jahren gesprochen. Außerdem sagte sie: "Dass der politisch mir ferne Kubitschek die Bücher vertreibt, wusste ich nicht – zeigen Sie mir mal einen Autor, der sich um den Vertrieb kümmert." Zahlreiche Autoren hatten die Entscheidung des S. Fischer Verlags kritisiert. Die Schriftstellerin Thea Dorn bezeichnete die Entscheidung als "fatales Einschüchterungssignal" an alle Autoren.

Maron sagte zu ihrem Wechsel zu Hoffmann und Campe, wo auch die Bücher des Dichters Heinrich Heine (1797–1856) erscheinen: "Heinrich Heine war meine erste literarische Jugendliebe, die nun unverhofft zu einer symbolischen Altersliebe wird." Hoffmann und Campe sei einer der wenigen Verlage in Deutschland, die konzernunabhängig geführt werden. Die Gespräche mit Verleger Tim Jung hätten sie überzeugt – "seine Pläne für die Zukunft des Verlages ganz im freiheitlichen Geist von Heine", sagte die Schriftstellerin laut Mitteilung.

"Monika Maron ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart, die mit ihrem Schaffen dem gesellschaftlichen Diskurs, der für eine lebendige Demokratie unabdingbar ist, immer wieder wichtige Impulse gibt", sagte Verleger Jung. Zugleich wohne ihrem Werk eine tiefe Menschlichkeit und poetische Eleganz inne. (APA, 9.11.2020)