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Als US-amerikanische Geheimdienstler Mitte der 1960er-Jahre, also mitten im Kalten Krieg, Fotos von einem Aufklärungsflug über dem Kaspischen Meer auswerteten, wussten sie zunächst nicht, was genau sie da auf den Aufnahmen sahen: ein eigenartiges, gigantisches Flugobjekt von etwa hundert Metern Länge. Sie nannten es ob dieser beeindruckenden Dimensionen Kaspisches Seemonster.

Zunächst hielten die Amerikaner das Objekt für ein riesiges Wasserflugzeug. Tatsächlich war es kein klassisches Flugobjekt, sondern ein Zwischending zwischen einem Flugzeug und einem Schiff, ein Flugboot, das sich den sogenannten Bodeneffekt zunutze machte. Dieses physikalische Phänomen führt dazu, dass ein umströmter Körper in Bodennähe je nach Form einen zusätzlichen dynamischen Auftrieb oder auch Abtrieb erhält. Die Sowjets gaben dem monströsen Bodeneffektfahrzeug den Namen Ekranoplan.

Foto: imago images/ITAR-TASS

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Die Ausmaße des Ekranoplans, mit dessen Konstruktion man 1964 begonnen hatte, waren gigantisch: Der KM (russische Abkürzung für Schiffsentwurf) war rund 100 Meter lang und 40 Meter breit und wog 550 Tonnen – zum Vergleich: Ein heutiger Airbus 318 wiegt voll beladen etwa 68 Tonnen.

Angetrieben wurde er von zehn Triebwerken, je vier beidseits an der Vorderseite des Rumpfes, zwei am Heck. Die vorderen Turbinen dienten lediglich dazu, den KM auf dem Wasser zu beschleunigen, die hinteren beiden waren für den Flugmodus bestimmt. Bis zum Bau der Antonow An-225 im Jahr 1988 war der KM das größte und schwerste Flugzeug der Welt.

Foto: imago images/ITAR-TASS

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1980 stürzte der KM offenbar aufgrund eines Pilotenfehlers – das Monster war schwer zu steuern – ab und versank im Kaspischen Meer. Das ist vermutlich der Grund dafür, warum nie ein zweiter mit solchen Ausmaßen gebaut wurde – und die Tatsache, dass mit Ende der Sowjetunion und des Kalten Kriegs kein Bedarf mehr bestand.

Foto: REUTERS/Kazbek Basayev

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Eines dieser Objekte, ein MD-160 mit 73 Metern Länge, verrostete jahrzehntelang im Hafen der Stadt Kaspijsk. Bis es vor einigen Wochen eine neue Heimat bekam. Nach 30 Jahren wurde der Ekranoplan in diesem Sommer in die etwa 100 Kilometer entfernte Stadt Derbend gebracht. Der Grund: Dort wird ein touristischer Militärpark gebaut, und der Ekranoplan soll eine der Hauptattraktionen werden.

Foto: imago images/ITAR-TASS

Es existieren noch einige weitere Exemplare, die vor sich hinrosten oder in einem Museum ausgestellt sind. Wie hier im Bild, in Moskau: Es ist ein Ekranoplan A-90 Orljonok, das sich im Russischen Marine-Museum am Chimki-Stausee befindet. (red, 11.11.2020)

Foto: EPA/MAXIM SHIPENKOV