Die Gesundheitsentwicklung hat derzeit oberste Priorität, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag. Man tue aber, was man kann, um den wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten und Karrieren wie Einkommen zu schützen.

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Wien – Wie viele Menschen der erneute Lockdown in die Kurzarbeit geschickt hat, wird man erst Ende November wissen, denn von behördlichen Schließungen betroffene Betriebe können ihre Anträge für die Maßnahme noch bis zum 20. November rückwirkend für den gesamten Monat beantragen. Dass es mehr als die derzeit fast 133.000 von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer sein werden, davon geht Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) aus. Und auch die Arbeitslosigkeit dürfte in den kalten Monaten weiter steigen.

Die aktuellen Zahlen zur Kurzarbeit lassen sich dabei nur bedingt mit bisherigen Zahlen vergleichen. 300.000 Personen waren Ende September noch in Kurzarbeit, im Oktober veröffentlichte das Arbeitsministerium wegen der einmonatigen Übergangsphase allerdings keine Kurzarbeitszahlen.

Einen Zuwachs im Vergleich zur Vorwoche gab es indes bei der Zahl der Arbeitslosen. Derzeit sind 437.421 Personen ohne Job. Im Wochenvergleich ist die Arbeitslosigkeit somit um 12.521 Personen gestiegen. Ein Teil des Anstiegs ist aber auf saisonale Effekte zurückzuführen, schließlich steigt die Arbeitslosigkeit jedes Jahr ab dem Spätsommer, um meist ab Februar wieder zu fallen. Die krisenbedingte Arbeitslosigkeit ergibt sich also im Jahresvergleich – derzeit liegt sie bei rund 79.000 Personen. Ende Oktober des Corona-Jahres 2020 waren mit rund 70.000 Personen deutlich weniger Menschen in Österreich krisenbedingt arbeitslos.

Priorität: Infektionsgeschehen

Düstere Szenarien, wonach die Arbeitslosigkeit bis Jahresende auf über 500.000 Menschen steigen könnte, würden nach wie vor drohen, so die Arbeitsministerin. Die krisenbedingte Arbeitslosigkeit könnte demnach noch um 20.000 Arbeitssuchende höher ausfallen als bisher. Derzeit habe jedenfalls die Gesundheitsentwicklung oberste Priorität, man tue aber alles Mögliche, um den betroffenen Betrieben und ihren Mitarbeitern durch die Krise zu helfen, sagte Aschbacher angesichts zuletzt stark angestiegener Neuinfektionen.

Auch Wirtschaftsministern Margarete Schramböck (ÖVP) mahnte, dass es nun gelte, das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Passend zur bevorstehenden Jahreszeit bemühte sie das Bild eines Schneeballs, der den Hang hinunterrollt, immer größer wird und zur Lawine werden könnte – so müsse man sich die Infektionswelle derzeit vorstellen. "Wir brauchen einen Lawinenschutz", konkludierte Schramböck.

Die Ministerin zeigte sich jedenfalls zuversichtlich, dass die Wirtschaft im zweiten Lockdown weniger Schaden nehmen wird als im ersten im Frühjahr. Wirtschaftsforscher würden das prognostizieren, auch weil mit den bestehenden Hilfen bereits ein funktionierender Werkzeugkasten vorhanden sei. Man führe die bestehenden Maßnahmen fort, sagte Schramböck mit Blick auf die Kurzarbeit. Mit dem Umsatzersatz für vom Lockdown betroffene Betriebe habe man außerdem noch eine weitere Maßnahme auf die Beine gestellt. Die entsprechenden Zahlungen werden bereits in Kürze fließen, kündigte die Wirtschaftsministerin an. Es gehe auch darum, sicherzustellen, dass die Betriebe ihren Mitarbeitern das bald anstehende Weihnachtsgeld auszahlen können.

Arbeitslose als Contact-Tracer

Auch der jüngste Vorstoß der Arbeitsministerin, wonach Arbeitslose in der Pandemiebekämpfung eingesetzt werden könnten, wurde bei der Pressekonferenz am Dienstag thematisiert. Das Arbeitsmarktservice (AMS) habe österreichweit bisher über 140 Arbeitslose als temporäre Contact-Tracer und als Hilfskräfte an die lokalen Gesundheitsbehörden vermittelt, so Aschbacher, die vergangenes Wochenende an die Bundesländer appelliert hatte, ältere und Langzeitarbeitslose als Contact-Tracer einzustellen. (luis, 10.11.2020)