Fälscher versuchen, die massiv gestiegenen Zahlen beim Onlineshopping für ihren eigenen Profit zu nutzen.

Sie sind irreführend, falsch und auch gekauft: Fake-Rezensionen sind mittlerweile ein fixer Bestandteil des Onlinehandels. Und laut einer aktuellen Auswertung sollen sie in der Corona-Krise viel prävalenter geworden sein als in der Vergangenheit: Etwa 42 Prozent der 720 Millionen Amazon-Bewertungen, die von März bis September ausgewertet wurden, waren nicht glaubwürdig. Das geht aus einer Untersuchung der Fake-Review-Plattform "Fakespot" hervor. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der Fake-Bewertungen noch 36 Prozent.

"Fakespot" ist entwickelt worden, um falschen Bewertungen entgegenzuwirken. Der "Chicago Tribune" sagte "Fakespot"-Gründer Saoud Kahlifah: "Wir kennen Zahlen dieser Größenordnung sonst nur aus der Black-Friday- und Weihnachtsperiode des Jahrs 2019."

Nur Amazon

Kahlifah sieht den Grund in der Corona-Krise. Fälscher versuchen demnach, die massiv gestiegenen Zahlen beim Onlineshopping für ihren Profit zu nutzen. Dabei ist dieser Anstieg vor allem bei bei Amazon zu beobachten. Bei der US-Handelsplattform Walmart gab es keine Zunahme der Fake-Rezensionen, hier stagnieren sie bei einem Anteil von 36 Prozent. Kahlifah nannte keine Gründe, weshalb dieser Anstieg besonders Amazon betrifft.

Amazon widersprach den Ergebnissen der Untersuchung: Eine Sprecherin erklärte, dass "Fakespot" gar nicht die Möglichkeiten habe, derartige Fälschungen korrekt zu beurteilen. Der Plattform würden wesentliche interne Daten fehlen, um dies zu überprüfen. Beispielsweise könne nur Amazon einsehen, wer der Kunde und wer der Verkäufer ist, sowie in die Produkthistorie blicken. Das Problem falscher Bewertungen sei dem Unternehmen aber bekannt, mittlerweile setzt Amazon auf automatisierte Erkennungssysteme, um falsche Rezensionen zu erkennen. Zudem beschäftigt Amazon ein Prüfteam, um Fake-Rezensionen zu identifizieren. (red, 10.11.2020)