Sechs Monate nach einem historischen Testflug zur Internationalen Raumstation (ISS) bringt das US-Unternehmen Space X von Tesla-Gründer Elon Musk nun erstmals eine reguläre Crew zu einer sechsmonatigen Routinemission ins All. Das Raumschiff Crew Dragon soll in der Nacht auf Sonntag (MEZ) vom Weltraumbahnhof Kennedy Space Center in Florida in Richtung ISS starten, teilte die US-Weltraumbehörde Nasa mit.

Am Sonntag um 1:49 Uhr MEZ soll die Falcon-9-Trägerrakete mit dem Crew Dragon abheben.
Foto: Space X

Vier Raumfahrer auf sechsmonatiger Mission

An Bord werden die drei Nasa-Astronauten Michael Hopkins, Victor Glover und Shannon Walker sowie der Japaner Soichi Noguchi sein. Die Nasa genehmigte den Einsatz des Crew Dragon am Dienstag. "Ich bin extrem stolz sagen zu können, dass wir zu einer regulären bemannten Raumfahrt mit einer amerikanischen Rakete und einem amerikanischen Raumschiff zurückkehren, die von amerikanischem Boden startet", sagte Nasa-Chef Jim Bridenstine.

Der Start der Mission ist für Samstag um 19:49 Uhr Ortszeit (Sonntag, 1:49 MEZ) vorgesehen. Acht Stunden später soll das Raumschiff sein Ziel erreichen. Die vier Astronauten bleiben dann für sechs Monate auf der ISS.

Die Crew 1 (von links): Shannon Walker, Victor Glover, Mike Hopkins und Soichi Noguchi.
Foto: Space X

Nach Angaben des Space-X-Direktors für bemannte Weltraum-Flüge, Benji Reed, werde das Unternehmen in den kommenden 15 Monaten insgesamt sieben bemannte oder Frachtmissionen für die Nasa organisieren. Ab Dezember werde es deshalb eine "ständige Präsenz von Space-X-Dragons im Orbit geben". Als erster europäische Astronaut soll übrigens der Franzose Thomas Pesquet mit Space X zur Raumstation fliegen, nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) wird ein Start im Frühjahr 2021 anvisiert.

Kommerzielle Raumflüge

Seit dem Ende des Spaceshuttle-Programms 2011 waren US-Astronauten auf russische Raumtransporte angewiesen, um zur ISS zu kommen. Die Nasa hatte ihr Shuttle-Programm wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken eingestellt. Um wieder unabhängiger von Russland zu werden, beauftragte die US-Regierung unter Barack Obama das Unternehmen Space X sowie den Luftfahrtriesen Boeing mit dem Bau eigener Raumfähren.

Space X erhielt für den Bau des Crew Dragon drei Milliarden Euro, der Konkurrent Boeing für seinen Starliner sogar 4,5 Milliarden. Während Space X nun bereits den regulären Flugbetrieb aufnimmt, wird es bei Boeing noch etwas länger dauern: Der Starliner schaffte es bei einem ersten unbemannten Versuch im vergangenen Dezember nicht zur ISS und ging beinahe verloren, ein Abschlussbericht zeigte zahlreiche Mängel auf. Der nächste unbemannte Testflug soll Anfang 2021 stattfinden, Astronauten dürften frühestens im Sommer starten.

Für SpaceX ist der am Samstag startende Raumflug deshalb auch eine Chance, die Stellung als US-Marktführer in der Raumfahrt weiter auszubauen. Ende Mai hatte das Unternehmen zum ersten Mal erfolgreich zwei US-Astronauten zu einer zweimonatigen Mission zur ISS geschickt. Die beiden erfahrenen Raumfahrer Robert Behnken und Douglas Hurley hatten alle Systeme des Raumschiffs ausgiebig getestet und waren Anfang August, ebenfalls mit dem Crew Dragon, wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt. (red, APA, 11.11.2020)