79 Personen sind derzeit im Rückkehrzentrum am Bürglkopf in Tirol untergebracht. Mindestens 14 haben sich bereits mit dem Coronavirus infiziert, 13 sind als Kontaktpersonen abgesondert. Das ganze Heim wurde vom Land Tirol unter Quarantäne gestellt.

Foto: Steffen Arora

Fieberbrunn – Das Coronavirus grassiert mittlerweile auch im Rückkehrzentrum des Innenministeriums (BMI) am Bürglkopf in Fieberbrunn. Aktuell sind dort 79 Personen untergebracht, von denen zwölf aktiv positiv auf Covid-19 getestet wurden, weitere 13 sind als Kontaktpersonen räumlich isoliert – drei sind nach einer Corona-Infektion wieder genesen. Auch zwei Mitarbeiter der im Auftrag des BMI tätigen Sicherheitsunternehmens sind bereits positiv getestet worden. Das Land Tirol und der Bezirk Kitzbühel als zuständige Gesundheitsbehörden haben die Einrichtung deshalb bereits am 6. November unter Quarantäne gestellt.

Flüchtlings-NGOs versuchen seit Tagen, auf die Lage am Bürglkopf aufmerksam zu machen. Sie berichten unter Berufung auf dort untergebrachte Personen von mangelnden Testmöglichkeiten für Betroffene und üben Kritik am Hygienekonzept. Das BMI dementiert diese Berichte von Missständen und verweist auf die Zusammenarbeit mit den Tiroler Gesundheitsbehörden, die gut funktioniere: "Die Unterbringung erfolgt gemäß dem mit der Gesundheitsbehörde abgestimmten Raumkonzept."

Nach dem bestehenden Raumkonzept werden die positiv getesteten Personen sowie deren enge Kontaktpersonen in einem separaten Gebäude abgesondert. "Alle anderen Bewohnerinnen und Bewohner befinden sich im Hauptgebäude. Wenn neue Verdachtsfälle auftreten, werden auch diese umgehend in eigenen Räumen abgesondert. Alle Gruppen verfügen über separate sanitäre Anlagen", heißt es dazu seitens des Landes Tirol.

Lage wird am Mittwoch neu bewertet

Aus Datenschutzgründen könne man überdies keine Auskunft über den Gesundheitszustand einzelner Personen geben, so das BMI. Am Mittwochnachmittag wird die Lage am Bürglkopf bei einem Treffen von Gesundheitsbehördenvertretern des Landes Tirol und des Bezirks Kitzbühel erneut bewertet. Sollten sich Neuigkeiten ergeben, werden sie an dieser Stelle nachgereicht.

NGOs fordern indes weiter die Schließung der Unterkunft am Bürglkopf, die seit ihrem Bestehen in der Kritik steht. Seit 2017 betreibt der Bund hier in Tirol diese sogenannte "Rückkehrberatungs-Einrichtung". Asylwerber, deren Anträge negativ beschieden wurden und die, wie es das BMI ausdrückt, "unschlüssig über eine freiwillige Rückkehr sind", werden hier abgeschieden auf 1.250 Metern Seehöhe so lange zwangsuntergebracht, bis sie von sich aus das Land verlassen.

Umstrittene Einrichtung

Ein zweites derartiges Zentrum befindet sich in Schwechat bei Wien. Wer zuvor im Osten Österreichs gelebt hat, wird nach Tirol verbracht und umgekehrt. So soll verhindert werden, dass die Menschen weiter in ihr soziales Netzwerk eingebunden sind – und dadurch einer freiwilligen Rückführung zustimmen. Wie Recherchen des STANDARD im Vorjahr im Zuge eines mehrwöchigen Hungerstreiks am Bürglkopf zeigten, leiden die Bewohner sehr unter der Abgeschiedenheit der Einrichtung. Viele von ihnen verlassen das Rückkehrzentrum daher auf eigene Faust und tauchen in Österreich unter. (Steffen Arora, 11.11.2020)