Inzwischen dürften Ermittler in Erfahrung gebracht haben, wer den Attentäter am 21. Juli auf der Fahrt in die Slowakei begleitet hat.

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Wien – Der 20-Jährige, der am Abend des 2. November in der Wiener Innenstadt bei einem Terroranschlag vier Menschen getötet hat, hatte seine Wohnung für ein Feuergefecht mit der Polizei vorbereitet. Wie am Mittwoch bekannt wurde, waren in der Wohnung in der Wagramer Straße, die wenige Stunden nach dem Blutbad im Zuge einer Hausdurchsuchung aufgebrochen wurde, Möbel zusammengestellt und zu einer Deckung aufgebaut worden.

Das könnte darauf hindeuten, dass der 20-Jährige entweder für den Fall gewappnet sein wollte, dass die Polizei vor seinen mörderischen Absichten vor deren Umsetzung Kenntnis erlangt und ihn zu Hause aufgesucht hätte. Oder er ging davon aus, dass er den Anschlag überleben würde, hatte vor, in seine Wohnung zurückzukehren und wollte Vorkehrungen treffen, sollte er dort mit einem Polizeieinsatz konfrontiert sein.

Beweismaterial

In der Wohnung des 20-Jährigen wurden auch Klebebänder sichergestellt, mit denen er eine Attrappe eines Sprengstoffgürtels hergestellt hatte, den er beim Anschlag im Herzen Wiens trug. Weiters wurden Schachteln mit der Munition gefunden, von der er bei dem Attentat Gebrauch machte.

Kein Begräbnis in Liesing

Der islamische Friedhof in Wien-Liesing verweigert dem Wien-Attentäter das Begräbnis. "Allah wird mit ihm abrechnen. Aber auch wir hatten das Gefühl, etwas tun zu müssen", sagte Friedhofsverwalter Ali Ibrahim zum "Kurier" (Paywall). Eigentlich hätte hier demnächst der Attentäter von Wien begraben werden sollen. In der Großmarktstraße 2a am Wiener Stadtrand befindet sich seit 2008 der erste islamische Friedhof Österreichs (einen weiteren gibt es noch in Vorarlberg).

Er ist ein Mörder, der unschuldige Menschen getötet hat und damit den ganzen Muslimen geschadet hat", sagt Ali Ibrahim im "Kurier". Er habe diese Entscheidung der Gemeinde mitgeteilt, diese würde hinter der Entscheidung stehen. Auch andere Gläubige hätten ihm gegenüber schon massive Bedenken geäußert, da sie "nicht neben einem Mörder liegen wollen", wie Ali Ibrahim erklärt.

Ein ein wegen Verdachts auf Mitwisser- bzw. Mittäterschaft festgenommener Bekannter des Attentäters behauptet, er habe versucht, diesen telefonisch zu erreichen, als er von den Schüssen in der Innenstadt erfuhr und erste Bilder vom Schützen sah. Der 21-Jährige versichert, er habe den Attentäter kontaktieren wollen, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Ob das stimmt, wird nun mittels Rufdatenrückerfassung überprüft.

Anwalt: Beweislage "dünn"

Aus dem aktuellen Akteninhalt gehe auch nicht hervor, dass bei den mehrtägigen Treffen mit deutschen und Schweizer Islamisten in der Bundeshauptstadt Mitte Juli über einen Terror-Anschlag gesprochen oder gar ein solcher vorbereitet wurde, sagte Ebner. Sein Mandant – ein 18-Jähriger, der mit dem Attentäter vor allem über Internet-Chats Kontakt hielt – sei "mehr oder weniger zufällig zu einem dieser Treffen dazugestoßen".

Man habe sich vor einem Fitnesscenter getroffen, sei nachher etwas essen gegangen, "und weil Gebetszeit war, sind sie dann in eine Moschee gegangen". Der spätere Attentäter sei bei diesem einen Treffen aber gar nicht dabei gewesen, betonte Ebner. Die Beweislage in Richtung einer seinem Mandanten unterstellten Beitragstäterschaft zu terroristischen Handlungen sei "insgesamt ausgesprochen dünn", bekräftigte der Anwalt.

Unterdessen dürfte fest stehen, wer den Attentäter am 21. Juli auf der Fahrt in die Slowakei begleitet hat, wo dieser – wie die slowakischen Behörden dem heimischen Verfassungsschutz meldeten, ohne dass dies hierzulande unmittelbare Folgen gehabt hätte – Munition für ein Sturmgewehr kaufen wollte. Ein weiterer, ebenfalls seit dem vergangenen Wochenende in U-Haft befindlicher Verdächtiger – er ist 21 Jahre alt und hat Wurzeln im Kosovo – soll dies mittlerweile zugegeben haben.

Demnach begleitete der 21-Jährige den Attentäter auch in die Räumlichkeiten des Waffengeschäfts in Bratislava, behauptet aber, es habe dann einen Streit gegeben, weil er bis dahin nicht geahnt habe, dass sein Bekannter an Munition interessiert war. Die Verteidigerin des 21-Jährigen wollte zu dem Ganzen nicht Stellung beziehen. "Wir haben ausgemacht, dass wir uns den Medien gegenüber vorerst nicht äußern", meinte sie. (APA, 11.11.2020)