Weil viele Pflegekräfte in Pension gehen und Österreich älter wird, braucht es in den nächsten Jahren zigtausende neue Pflegerinnen und Pfleger.

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Wien – Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) präsentierte am Donnerstag den weiteren Fahrplan der Pflegereform. Die große Herausforderung in dem Bereich sei das Personal, sagte Anschober. Bis 2030 brauche man 100.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Bereich.

Daher wolle man drei Gruppen von Menschen ansprechen: jene, die in den Pflegeberuf einsteigen wollen, etwa indem man die Ausbildung zugänglicher mache. Außerdem wolle man Personen erreichen, die sich einen Umstieg vorstellen können, und drittens jene, die bereits eine pflegerische Ausbildung haben, aber nicht mehr im Beruf tätig sind. Das seien etwa 30.000, sagte der Gesundheitsminister, "die wollen wir ansprechen, motivieren zurückzukommen".

Werben um Einsteiger

Das probiert man nun etwa mit Videos, die am Donnerstag präsentiert wurden. In den Werbespots des Ministeriums, die etwa über den ORF und über soziale Medien verbreitet werden sollen, erzählen fünf Pflegekräfte über ihre diesbezüglichen Erfahrungen – nach dem Motto "Berufe mit Sinn, Vielfalt und Zukunft".

Sozialministerium

Was die Pflegereform angeht, sei man momentan in einer "inhaltlichen Erarbeitung", die soll im Jänner abgeschlossen sein. Im nächsten Jahr wolle man eine "Zielsteuerungskommission" starten. 2021 sollen außerdem schon konkrete 15a-Vereinbarungen ausgearbeitet und erste Projekte realisiert werden. Man wolle für diese ersten Projekte 60 im Budget für 2021 60 Millionen Euro zusätzlich "nachjustieren", so der Minister. Er kündigte außerdem an, dass der Personalschlüssel – er gibt ab, wie viele pflegende Personen auf eine Klientin oder einen Klienten kommen – zu überarbeiten.

Vorbild Polizeiausbildung

Elisabeth Anselm von der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt, die ebenfalls bei der Pressekonferenz sprach, relativierte die Sorge über den Personalmangel: Die Pflege habe in den letzten zehn Jahren ein Viertel an Personal dazugewonnen, allerdings wachse der Bedarf noch schneller als der Personalstand. So werde allein die Zahl der über 90-Jährigen von 2017 bis 2030 um mehr als ein Drittel ansteigen.

Sie fordert, dass berufsbegleitende Ausbildungen "anders aussehen müssen", diese müssten kostenfrei sein. "Wir müssen alles tun, was es den Menschen leicht macht, in den Beruf zu kommen", sagte Anselm und nannte als Vorbild die Polizeiausbildung, bei der die Hürden zum Eintritt in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt wurden. (elas, 12.11.2020)