Im Frühjahr waren 45 Prozent der Erwachsenen und 27 Prozent der Kinder Corona-positiv. Rund 42 Prozent der Studienteilnehmer wiesen Antikörper auf. Der Anteil der positiv auf Antikörper Getesteten liege damit etwa sechsmal höher als die Zahl der zuvor mittels PCR-Test positiv getesteten Personen, erklärt Dorothee von Laer, Virologin an der Medizinischen Universität Innsbruck.

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Ischgl/Innsbruck – Nachdem im April rund 80 Prozent der Bevölkerung in Ischgl auf Antikörper getestet worden sind, werden die Ischgler abermals auf ihre Immunantwort getestet. Im April wiesen 42,4 Prozent Antikörper auf. Nun stellt sich die Frage, wie hoch dieser Anteil nach sechs Monaten ist.

Unbemerkt positiv

Dieses Mal werden allerdings nicht nur Antikörper, sondern bei einigen Probanden auch die zellulare Immunabwehr durch sogenannte T-Zellen analysiert. Zudem würden Probanden zu den wahrgenommen Auswirkungen der Pandemie befragt, erläuterte Dorothee von Laer, Virologin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Basisstudie vom April zeigte, dass "ein erstaunlicher Prozentsatz Antikörper aufwies und es parallel dazu kaum Neuinfektionen gab", sagt von Laer. Im Frühjahr waren 27 Prozent der Kinder Corona-positiv und 45 Prozent der Erwachsenen. Rund 42 Prozent der Studienteilnehmer wiesen Antikörper auf. Der Anteil der positiv auf Antikörper Getesteten liege damit etwa sechsmal höher als die Zahl der zuvor mittels PCR-Test positiv getesteten Personen, erklärt die Studienleiterin. Das heißt, dass 85 Prozent die Infektion unbemerkt durchgemacht haben.

Wie auch bei der Basisstudie wurden alle Bewohner von Ischgl über 18 Jahre eingeladen. Die Beteiligung war groß, berichtete die Virologin: "Beim ersten Mal wurden rund 1.400 Personen getestet. Dieses Mal sind Kinder nicht eingeschlossen, wir haben 900 freiwillige Teilnehmer rekrutiert." Die Studie werde "einen entscheidenden Beitrag zur Frage leisten, wie lange eine Immunität anhält", meint von Laer. Ischgl sei der ideale Ort für eine solche Studie. "Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, wo eine so hohe Prävalenz von Antikörpern vorherrscht." Zudem sei Ischgl seit dem letzten Test großteils "unter sich" geblieben, die Wintersaison hat noch nicht begonnen. "Ideale Bedingungen für eine Folgestudie", so die Wissenschafterin.

Killerzellen

Getestet wird bei den Teilnehmern auch dieses Mal die Immunantwort. Wie bei der Basisstudie werden in der aktuellen Studie zwei verschiedene serologische Tests zum Nachweis von Sars-CoV-2-spezifischen Antikörpern verwendet. Zusätzlich wird die zelluläre Immunantwort in Betracht gezogen. Hierbei wird "den Zellen das Covid-19-Virus gezeigt und dann kontrolliert, ob sie dadurch stimuliert, also aktiver, werden", erklärt von Laer. T-Zellen bezeichnet von Laer auch als "Killerzellen", denn sie "spüren virusinfizierte Zellen auf und räumen diese ab".

Zelluläre Immunabwehr könnte eine Erklärung dafür sein, dass manche Menschen nicht an Covid-19 erkranken, obwohl sie Kontakt mit positiv Getesteten gehabt haben. Zudem sei auch denkbar, dass eine Immunität besteht, auch wenn keine Antikörper mehr vorhanden sind.

Zusätzlich zum Bluttest werden beim zweiten Testdurchlauf die Teilnehmer dazu angehalten, einen ausführlichen Fragebogen zu ihrer gesundheitlichen und psychischen, aber auch sozioökonomischen Situation zu beantworten. Die Studie ist auf zwei Monate anberaumt, erste Ergebnisse seien Anfang des nächsten Jahres zu erwarten, sagt die Expertin. (APA, 12.11.2020)