Das Gebäude, in dem das Wuk und das FZ wirken, ist ein ineinander verzahntes. Jetzt soll es umfassend saniert werden.

Foto: Matthias Cremer

Es ist ein sehr altes Gebäude, das Haus in der Währinger Straße 59. Genau genommen würde das sanierungsbedürftige Backsteinhaus schon seit Anfang der 1980er-Jahre nicht mehr existieren. Doch dank einer Besetzung blieb das schöne Haus im neunten Wiener Gemeindebezirk stehen. Studierende, Vertreter*innen verschiedenster Frauengruppen und Aktivist*innen aus den diversen Bereichen wollten aus der ehemaligen Lokomotivfabrik einen alternativen und autonomen Kulturbetrieb machen und besetzten es friedlich. Neben dem heute bekannten Kulturzentrum Wuk wirkt dort seit 1981 auch das Frauen-Lesben-Zentrum, kurz FZ, das der Verein Kommunikationszentrum für Frauen, Lesben, Migrantinnen, Mädchen betreibt. Nach vielen Jahrzehnten des Kulturbetriebs im Wuk und der politischen Arbeit des FZ denkt die Stadt Wien längst nicht mehr an einen Abriss des Gebäudes, sondern investiert nun 22,38 Millionen Euro in seine Sanierung. Für die Aktivist*innen des FZ ist diese Sanierung allerdings eine Bedrohung.

Das FZ hatte bisher immer einen eigenen Eingang und war auch sonst vom Wuk und der Stadt weitgehend unabhängig. Es erhielt auch keinerlei Subventionen für den laufenden Betrieb, der Preis war eine ständig prekäre Situation und viel unbezahlte Arbeit für die Instandhaltung der Räume. Männer dürfen nichts ins FZ, sondern nur jene, die "als Mädchen und Frauen aufwachsen und als Frauen, Lesben und Migrantinnen leben und kämpfen", heißt es vonseiten des FZ. Mit diesen Mitstreiter*innen finden seit Jahrzehnten im FZ Organisationstreffen für Demos, Kurse oder Organisations- und Infotreffen für Frauenstreiks und vieles mehr statt. Auch Räume für Künstlerinnen werden zur Verfügung gestellt. Viele bis heute frauenpolitisch aktive Vereine und Initiativen fanden im FZ ihren Ausgang – und existieren bis heute. Autonom, das war immer wesentlicher Grundpfeiler des FZ.

Mietvertrag schon unterzeichnet

Seit die Sanierungspläne für die Währinger Straße 59 feststehen, protestieren die FZ-Frauen (dieStandard berichtete). Das Wuk hat im Juli einen Mietvertrag für das gesamte Gebäude unterschrieben. Die Aktivist*innen fühlen sich übergangen, man sei seit jeher "eigenständige Bestandsnehmerin", also ein eigenständiger Verein, über den kein anderer Verein bestimmen könne. Dass man nun den Mietvertrag allein mit dem Wuk verhandelt hatte und dem Wuk somit "unterstellt" werden würde, empört die Frauen, die von einer "Zwangsverheiratung" sprechen. Auch finanziell wäre der Mietvertrag eine Bedrohung, man könne sich schlicht keine Miete leisten. Die Aktivistinnen sprechen von einem "zerstörerischen Vorhaben gegenüber dem FZ".

Kathrin Gaál, Stadträtin für Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen, ist gleich doppelt zuständig: für die Sanierung eines Kulturraumes wie des Wuk und für frauenpolitische Arbeit in der Stadt Wien, wie sie im FZ stattfindet. Aus dem Büro der Stadträtin heißt es aber, dass die beiden Vereine, das Wuk und das FZ, das miteinander klären müssten. In der Aussendung des Büros der Stadträtin vom April 2020 über den "Erhalt des Wuk durch Generalsanierung" ist tatsächlich nur vom Wuk die Rede. Das Wuk-Gebäude wurde 1988 vom Bund an die Stadt Wien übertragen, zuvor wurde das Gebäude dem Wuk-Verein bereits vom Bund ein unentgeltliches Nutzungsrecht eingeräumt. Trotzdem: Die Währinger Straße 59 ist eben nicht nur das Wuk, auch das FZ leistete an diesem Standort kultur- und frauenpolitische Arbeit.

Das sieht auch Ute Fragner, Obfrau des Vereins Wuk, so. "Der Stadt ist es wichtig, dass das Haus für die unterschiedlichen, kulturellen und sozialen Aktivitäten erhalten bleibt", so Fragner. Es sei nachvollziehbar, dass die Stadt bei einer Investition von über 22 Millionen eine vertragliche Absicherung will. Warum das FZ hier außen vorgelassen wurde? Für die Stadt Wien war an dem Standort immer das Wuk der einzige Ansprechpartner, sagt Fragner, sowohl bei der Finanzierung des laufenden Betriebes als auch bei vorangehenden Teilsanierungen. Nicht nur im FZ, auch innerhalb des Wuk-Vereins gebe es ein breites Meinungsspektrum, sagt Fragner. Entlang der unterschiedlichen Ansprüche wie Barrierefreiheit, langfristige Kostengünstigkeit oder Autonomie, müsse man sich in den kommenden Monaten wohl "zusammenstreiten".

Ineinander verwobenes Haus

Unabhängigkeit und maximal niedrige Kosten; wenn das für die FZ-Frauen nicht mehr gewährleistet ist, wird es für ein autonomes Frauenzentrum tatsächlich brenzlig. Was, wenn das FZ in wenigen Jahren zwar sanierte Räume hat, aber eine Miete zahlen muss, die sich der feministische Verein, der jede kommerzielle Nutzung ihrer Räume ablehnt, nicht leisten kann? "Die Miete wird aus Beiträgen der Wuk-Bereiche, der Betriebe, Mitgliedsbeiträgen und auch durch Spenden finanziert", sagt Fragner. Das FZ sei aus jetziger Perspektive davon ausgenommen, und man werde alles tun, damit das so bleibt.

Völlig selbstbestimmt geht es demnach für das FZ nicht, nicht zuletzt liegt das auch an den ineinander verwobenen Strukturen des Hauses. Fragner möchte aber eine Lösung finden, die die autonome Struktur des FZ erhält. "'Verträge in Frauenhand', aus dieser feministischen Perspektive verstehe ich das FZ völlig, getrennte Verträge wären auch für uns die bessere Lösung gewesen. Jetzt geht es aber auch angesichts der baulichen Herausforderungen darum, gute Entscheidungen für die Sanierung in Abwägung der unterschiedlichen Ansprüche zu treffen und so zu einer real besseren Lösung für alle für die nächsten Jahrzehnte zu kommen", sagt Fragner.

Die Räumlichkeiten des FZ sind inzwischen mehr als nur mehr "einfach", sondern sichtlich sanierungsbedürftig. Trotzdem ist es bis heute ein Ort, an dem sich diverse Frauen für politische Arbeit und feministische Projekte einfinden. Und das in deutlich diverseren Runde als in jüngeren frauenspezifischen Zusammenschlüssen: Frauen mit kaum Deutschkenntnissen, Arbeiterinnen, arbeitslose Frauen, Pensionistinnen und Feministinnen der ersten Stunden der zweiten Frauenbewegung. Sowohl deren Erfahrungen als auch einen autonomen feministischen Ort, der sich sämtliche kommerziellen Nutzungen vom Leib hält, werden wohl auch in Zukunft gebraucht werden. (Beate Hausbichler, 13.11.2020)