Vera Russwurm präsentiert Wolfgang Sobotka, sein Cello und Marlies Sobotka – in "Vera" am Freitag.

Foto: ORF/Hubert MICAN

Wien – Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und seine Partnerin werden diesen Freitagabend "erstmals im Fernsehen" über ihre "gelungene Patchwork-Familie mit insgesamt acht Kindern" sprechen. Und sie werden bei Vera Russwurm "gemeinsam ein Musikstück von Frank Bridge präsentieren: Wolfgang Sobotka am Cello, Marlies Sobotka am Klavier". Warum gerade Campen für das Gelingen einer Patchwork-Familie ideal sei, erfahren die Zuseher von Sobotka am Freitag, 13. November, um 21.20 Uhr bei "Vera" in ORF 2.

ORF: Sobotka ist nicht der erste Politiker bei "Vera"

Die ORF-Presseaussendung zu "Vera" verspricht Wohlfühlatmosphäre statt politischer Kritik, der Sobotka in den letzten Wochen so oft ausgesetzt war – insbesondere wegen seiner Rolle als Vorsitzender des Ibiza-Untersuchungsausschusses und als Präsident des von Novomatic unterstützten Alois-Mock-Instituts.

Dass Politiker bei "Vera" eine Bühne bekommen, sei nichts Ungewöhnliches, betont der ORF auf STANDARD-Anfrage zur Sendung am Freitag. Im Jahr 2020 seien immer wieder Politikerinnen und Politiker zu Gast gewesen, beispielsweise Justizministerin Alma Zadić (Grüne) am 29. Mai und Sabine Jungwirth – ebenfalls von den Grünen – am 14. Februar.

Russwurm und die ÖVP

Vera Russwurm fiel mehrfach durch Nähe zur ÖVP und ÖVP-Politikern auf. So trat die Moderatorin im Herbst 2018 bei der ÖVP-Tagung "Veränderung hat begonnen" auf, wo sie Sebastian Kurz feierte, da er Österreich zu neuer "Strahlkraft" verholfen habe. Zudem sei er auch noch ein "gutaussehender junger Politiker". In den Dienst der ÖVP stellte sich Russwurm auch noch danach, als sie ihre Strahlkraft im Dezember 2018 für den türkisen Adventkalender zur Verfügung stellte. Russwurms Preis im Rahmen der ÖVP-Aktion bestand in einem gemeinsamen Essen am Würstlstand.

Der ORF empfahl Russwurm daraufhin einen "Sensibilisierungskurs". Im Februar 2019 prüfte der ORF, ob die Moderatorin für eine Kampagne des Gesundheitsministeriums unter der damaligen Ministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) werben darf, und kam zu dem Schluss, dass es mit ihrem Job im ORF vereinbar sei.

Argumentiert wurde das mit Russwurms geringem Beschäftigungsverhältnis im ORF als nicht programmgestaltende freie Mitarbeiterin. Ihre Tätigkeit fällt laut ORF nicht in dessen Verhaltenskodex, sie sei im Bereich Unterhaltung tätig und nicht in der Information.

Keine parteipolitische Unterstützung erlaubt

"Es wurde damals unmissverständlich festgehalten, dass Beratungs- und Mitwirkungsfunktionen ebenso ausgeschlossen sind wie jedwede (partei)politische Unterstützung. Diese Vorgaben galten und gelten weiterhin und standen seither nicht im Konflikt mit der Ausübung der Tätigkeit als Moderatorin des Formats 'Vera'", so der ORF zum STANDARD.

Angebot als Gesundheitsministerin abgelehnt

Russwurm ist zwar ein ORF-Urgestein und eines der bekanntesten TV-Gesichter, aber keine Angestellte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Beim ORF stieg sie im Jahr 1979 ein und moderierte seitdem zahlreiche Formate wie die ORF-Jugendsendung "Okay", die Talkshow "Vera", das Gesundheitsmagazin "Primavera", "Vera exklusiv" oder "Vera. Das kommt in den besten Familien vor". Seit Herbst 2019 präsentiert die studierte Medizinerin das Format "Vera". Die ÖVP wollte Russwurm 2006 als Gesundheitsministerin in die Regierung holen. Die Moderatorin lehnte einen Wechsel in die Politik aber aus familiären Gründen ab. Russwurm ist Mutter dreier Töchter.

Der ORF-Vertrag mit der 61-Jährigen läuft bis Ende des Jahres 2021. Produziert wird "Vera" von der Firma Hofpower, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Hofbauer betreibt. Schauplatz ist derzeit das Theater Metropol, dessen Leiter Hofbauer ist. (omark, 13.11.2020)