Ich glaube, es ist nicht vermessen, die Wahl in den USA als Trauerspiel zu bezeichnen. Im Internet, zumindest an jenen Ecken, wo der Humor regiert, kamen die Tränen aber zuletzt vom Lachen. Es bleibt einem ja eh nichts anderes übrig. Schon Obamas Präsidentschaft war reich an popkulturellen Freuden: seine Playlists, als er bei Jimmy Kimmel gemeine Tweets über ihn vorlas, als er bei einem Fundraiser Al Greens Let’s Stay Together anstimmte und so weiter: Obama wusste Popkultur für sich zu nutzen, umgab sich mit den richtigen Stars und wurde – zumindest im Internet – selbst zu einem.

Jimmy Kimmel Live

Trump dagegen nutzt die Popkultur weniger, wird aber als menschgewordenes Meme gerne von ihr genutzt. Er und sein skurriles Gefolge liefern die Steilauflagen, die kundige Content-Kreatoren dann sofort in Internetgold umwandeln. Letzte Woche war Primetime: Es gibt wahrscheinlich kein musikalisches Genre, das noch nicht dafür verwendet wurde, die im wahrsten Sinne des Wortes jenseitige Predigt von Trumps spiritueller Beraterin Paula White zu unterlegen.

WTFBrahh

Ein weiterer Topmoment war die Pressekonferenz von Trump-Anwalt Rudy Giuliani, die offenbar aufgrund einer Verwechslung nicht im Four-Seasons-Hotel, sondern an einem mystischen Ort namens Four Seasons Total Landscaping, in einem Business Park zwischen einem Krematorium und einem Sexshop gelegen, stattfand. Mittlerweile gibt es einen Hintergrund der bizarren Szenerie, den man für Conference-Meetings beim beliebten Videotelefonieanbieter Zoom verwenden kann.

Auch in den Charts schlug sich die Wahl nieder. Kurz führte die Nummer FDT (kurz für: Fuck Donald Trump) von YG und dem mittlerweile verstorbenen Nipsey Hussle, die bereits 2016 erschienen war, wieder die iTunes-Charts an. Auch Bye Bye Bye von *NSYNC und Party in the USA von Miley Cyrus gelangen ein kleines Chartcomeback.

Lachen muss man auch bei einem Video, auf dem Joe Biden sein Handy rausholt und es so wirkt, als würde er die Nummer You About to Lose Your Job abspielen, deren Entstehungsgeschichte für eine eigene Kolumne reicht.

bemoore4

Trump werden wir nicht vermissen, die Memes aber waren HUGE.