Die Finca auf Ibiza, die als Drehort des Ibiza-Videos diente.

Foto: imago images / Reichwein

Wien – Am 27. Mai dieses Jahres veröffentlichte das Bundeskriminalamt über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in der Ibiza-Causa mehrere Fotos "zur Ausforschung der unbekannten Täterin mit dem Aliasnamen Alyona Makarov". Es handelt sich dabei um jene vermeintliche Oligarchennichte, die die Ex-FPÖ-Spitze Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in einer Villa auf Ibiza empfing. Von der Veröffentlichung erhoffte man sich "nähere Erkenntnisse zu den Hintergründen betreffend die Herstellung und der Vorbereitung des 'Ibiza-Videos'". Die Fotos wurden hundertfach in Medien abgebildet.

Seit wenigen Tagen führt aber der Onlinelink zu Fahndung und Lichtbildern ins Leere. "Die öffentliche Fahndung wurde von der Staatsanwaltschaft widerrufen", bestätigte Nina Bussek, die Sprecherin der Behörde, dem STANDARD. Erst vor kurzem hat das Oberlandesgericht (OLG) Wien in einem Beschluss festgehalten, dass die Fahndungsmaßnahme mit Blick auf den zu der Frau vorliegenden Tatverdacht als "unverhältnismäßig" einzustufen ist. Gegen Makarow wird laut OLG – bezogen auf die Fahndung – wegen des Verdachts der Urkundenfälschung und der Fälschung besonders geschützter Urkunden ermittelt.

Ungekürztes Video

Mit dem U-Ausschuss beschäftigen muss sich erneut der Verfassungsgerichtshof (VfGH). Die Opposition verlangt die komplette Lieferung des Ibiza-Videos samt ungeschwärztem Transkript. Im Gegenzug will die ÖVP die Ladung des FPÖ-Fraktionsführers Christian Hafenecker durchsetzen, gegen die sich Grüne und Opposition gewehrt hatten. Mittlerweile hätten SPÖ und Neos aber eingelenkt, so Gerstl.

Am Donnerstag wurde außerdem durch die Gratiszeitung "Österreich" bekannt, dass Altkanzler Christian Kern (SPÖ) zum Ibiza-Video einvernommen wurde. Er soll offenbar von einem Verkaufsangebot der Videohintermänner an die SPÖ gewusst haben. Das gehe aus der Einvernahme von Ex-Parteimanager Thomas Drozda hervor. Beide wollten die Berichte nicht kommentieren. Die ÖVP will Kern nun schnellstmöglich in den U-Ausschuss laden, Drozda ist für eine der kommenden Sitzungen gesetzt. (David Krutzler, Fabian Schmid, 12.11.2020)