ORF-Chef Alexander Wrabetz legt Stiftungsrat Finanzplan bis 2021 und Strategie bis 2025 vor.

Foto: APA Georg Hochmuth

Bis Sonntagnacht muss ORF-Chef Alexander Wrabetz seine Stiftungsräte wissen lassen, was er 2021 mit dem Eine-Milliarde-Euro-Budget des ORF vorhat, zu zwei Dritteln gespeist aus GIS-Gebühren. Und am Montag bespricht der Generaldirektor von Österreichs größtem Medienunternehmen mit seinen Aufsichtsräten die ORF-Strategie bis 2025. Diese Räte entscheiden – mit bürgerlicher Mehrheit – im Sommer 2021, ob Wrabetz den ORF weiter führt.

30 Millionen für Fußball-EM und Olympische Spiele

Bis 15. November jedes Jahres muss der ORF-General seinen Stiftungsräten den Finanzplan für das kommende Jahr vorlegen, in der letzten Plenarsitzung des Jahres sollen sie dieses Eine-Milliarde-Budget beschließen. 2021 wird für den ORF wirtschaftlich fordernd. 30 Millionen Euro zusätzlich braucht es für die Corona-bedingt von 2020 auf 2021 verschobenen Sportgroßevents Fußball-Europameisterschaft und Olympische Sommerspiele. Sie gesellen sich zu Skiweltmeisterschaften am Jahresbeginn – wenn Covid-19 all das zulässt.

Der Sport hat üblicherweise das größte Budget unter den Programmbereichen im Fernsehen. Das Fernsehen wiederum ist mit mehr als 400 Millionen Euro der teuerste Bereich im ORF. Landesstudios werden mit rund 120 Millionen Euro pro Jahr budgetiert, das Radio mit rund 110 Millionen Euro.

75 Millionen Einsparung

Wrabetz hat unter dem Eindruck von Corona-Lockdown, zusätzlichem Aufwand und Sorgen um Werbeeinnahmen für 2021 75 Millionen Euro Sparvolumen vorgegeben. Das Ziel war großteils schon im Sommer erreicht, auf den letzten Metern rang man noch um die letzten Millionen. Geplant ist nun die für den öffentlich-rechtlichen, nicht auf Gewinn ausgerichteten ORF eine sogenannte schwarze Null, also ein ausgeglichenes, zart positives Ergebnis 2021.

Die Werbeeinnahmen 2020 entwickelten sich nach bisherigen Infos aus dem ORF deutlich weniger dramatisch als noch im Frühjahr befürchtet: Damals rechnete das ORF-Management im positiveren von zwei Szenarien für 2020 mit 34 Millionen weniger klassischer Werbung. Auch für 2021 sollen die Erwartungen – nach Corona-Maßstäben – relativ optimistisch ausfallen.

Drastische Einschnitte, etwa im Programm, sind bisher nicht vom Küniglberg gedrungen, auch ohne erkennbare, grundlegendere Strukturmaßnahmen. Das deutet auf eher kleinteilige Einsparungen hin – etwa auf weniger Ausgaben von laufenden Sendungen. Schon im Sommer wurden etwa bei den TV-Magazinen neue oder längere Pausen kolportiert.

Während der Budgetverhandlungen wurden Größenordnungen von zwölf Millionen Euro in der ORF-Technik kolportiert. ORF 1 musste wegen der Sportgroßevents Budgets im übrigen Programm verschieben.

"Science Busters" für ORF 1

Die Quoten von ORF 1 dürfte im Generalswahljahr 2021 merklich von den Sportgroßevents profitieren (so sie stattfinden können). Im Genre Satire/Unterhaltung hat der jüngere ORF-Kanal gerade einen Pflock für 2021 eingeschlagen und die Rückkehr der "Science Busters" verkündet.

Hier entlang in den ORF: "Science Busters", im Bild Elisabeth Oberzaucher und Martin Puntigam auf der Bühne mit "Besternte Ernte".

Foto: Samuel Colombo Optical Engineers

Wöchentlich soll die erfolgreiche Wissenschaftsshow ab März in ORF 1 laufen – auf welchem Sendeplatz will der ORF Ende November entscheiden, hieß es Freitag auf STANDARD-Anfrage. Ebenso Ende November soll es nach früheren Angaben vom Küniglberg eine Entscheidung geben, ob der ORF den Vertrag über Peter Kliens Late-Night-Satireshow "Gute Nacht Österreich" verlängert. Sie läuft derzeit um 21.55 Uhr – wenn nicht gerade Fußball angesagt ist.

ORF-Player vor Generalswahl

Ein (lange gewälztes) Großprojekt des ORF soll 2021 starten – vor der Generalsbestellung Anfang August: die Streamingplattform ORF-Player, jedenfalls mit ersten Channels wie Info und Sport.

Digitale Strategie

Um den weiteren Weg des ORF in die digitale Welt geht es denn auch am Montag in der voraussichtlich letzten Vorbesprechung des ORF-Generals mit den Vorsitzenden und Fraktionschefs im Stiftungsrat über die ORF-Strategie bis 2025.

Ein erster Entwurf für dieses Strategiepapier soll am Montag diskutiert und mit den Stiftungsräten abgestimmt werden. Mit einer Reihe von Gastreferenten arbeiteten die ORF-Entscheider seit Sommer eine Reihe von Themen ab – von der Radiostrategie (etwa mit Ö3-Chef Georg Spatt) über Personalentwicklung (mit Personalchefin Kathrin Zierhut), Regionalem (mit ORF-Niederösterreich-Chefredakteur Robert Ziegler) und Digitalem (etwa mit Erste-Bank-Marketingstrategen Martin Radjaby).

Am Montag dürfte Wrabetz ausloten, ob die Freundeskreisleiter und Vorsitzenden mit seinem Entwurf für ein Strategiepapier einverstanden sind (in einzelnen Punkten zeichnen sich abweichende Meinungen ab). Im Dezember soll der Stiftungsrat über das – eher schlank gehaltene – Strategiepapier abstimmen.

Das Strategiepapier soll nach früheren Angaben von Wrabetz auch den Rahmen für die Bestellung des nächsten ORF-Chefs ab 2022 abstecken. "Profil" erklärte Wrabetz zuletzt, es spräche für ihn "einiges dafür weiterzumachen". (fid, 13.11.2020)