Bild nicht mehr verfügbar.

Elektronenmikroskopische Aufnahme einer menschlichen T-Zelle (blau), die von HI-Viren (gelb) angegriffen wird.

Foto: AP/Seth Pincus/Elizabeth Fischer/Austin Athman

Ein neues Angriffsziel für eine HIV-Therapie haben Innsbrucker Chemiker entdeckt. Sie entschlüsselten einen Mechanismus, der für die Vermehrung des Virus zentral ist. Konkret haben sie eine neue Bindungsstelle gefunden, die für Therapien interessant sein könnte, berichten die Wissenschafter im Fachjournal "Nature Communications".

Im Streben nach effizienteren Therapien, die die Vermehrung von HI-Viren unterdrücken, wird intensiv nach neuen Angriffspunkten gesucht. Um sich zu vermehren und auszubreiten, dringt das HI-Virus in menschliche Zellen ein und baut seine Erbinformation im Zellkern in die DNA ein. So wird neue Messenger-RNA (mRNA) des Virus produziert, die aus dem Zellkern in die Zellflüssigkeit (Cytosol) transportiert und dort in virale Proteine umgeschrieben wird, die der Virusreplikation dienen.

Unbekannte Bindungsstelle

Um den Zellkern schnell zu verlassen, braucht die Virus-mRNA acht bis zehn Moleküle eines bestimmten Proteins (rev). Bisher war unklar, wo genau an der RNA und in welcher Reihenfolge sich diese rev-Proteine anlagern. Mit diesem Wissen könnte man aber die Virusvermehrung unterbrechen.

Mithilfe einer neuen Methode hat nun eine Arbeitsgruppe um Kathrin Breuker vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck den Replikationsmechanismus des Virus genauer unter die Lupe genommen und dabei eine neue Bindungsstelle entdeckt. Dort werden die rev-Proteine eingefangen und dann an bereits bekannte Bindungsstellen weitergereicht, wodurch die Bildung von stabilen RNA-Protein-Komplexen ermöglicht wird.

Hier könnten neue Therapien ansetzen, um die Vermehrung des Virus im Körper zu unterbinden. Die Entdeckung sei nicht nur in Hinblick auf neue Therapien interessant, sondern würde auch viele frühere Forschungsergebnisse erklären, die bisher nicht oder nur teilweise verstanden wurden, so die Wissenschafter. (red, APA, 13.11.2020)