Abbiegeassistenten haben die Lkws der Post schon. Nun soll die Flotte grüner und bis 2030 auf Elektroantrieb umgestellt werden.

Foto: HO / Österreichische Post

Wien – Die Bank99 und Corona fressen ein Loch in den operativen Gewinn der Österreichischen Post. Der Umsatz des gelben Riesen ist in den ersten neun Monaten zwar um 2,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gestiegen, der operative Gewinn (Ebit) brach allerdings – trotz massiver Steigerungsraten im Paketvolumen – um 37,4 Prozent auf 81,4 Millionen Euro ein.

Letzteres geht maßgeblich auf das Konto der im April gestarteten Bank99, deren Anlaufkosten (für Filialaufbau, IT, Personal) Post-Chef Georg Pölzl am Freitag mit 37 Millionen Euro angab. Auch signifikante Zusatzkosten für Covid-19-Schutzmaßnahmen führte Pölzl ins Treffen: "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen."

Bank99 kostet

Die neue Bank wird die teilstaatliche Post noch weiter belasten, die Rede ist von mehreren Jahren mit je 30 bis 40 Millionen Euro an Investitionen. Inzwischen habe die gelbe Bank bereits 60.000 Kunden, und das neue Geschäft habe sich eingespielt, sei auch in den rund 1800 Filialen (inklusive Postpartnern) gut angelaufen. Konkrete Zielkennzahlen nannte der Post-Chef nicht, ein Vergleich mit dem früheren Bankgeschäft mit der Bawag sei nicht zielführend, damals habe die Post lediglich Provisionen für Finanzdienstleistungen erhalten, zuletzt 25,4 Millionen Euro. 2023 erwartet Pölzl erste positive Ergebnisbeiträge von seiner Postbank.

Weg vom Papier

Insgesamt habe sich der Trend weg vom Papierbrief auch während der Corona-Krise nicht maßgeblich verändert – obwohl das Aufkommen im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahlen größer gewesen sein sollte. Die Briefwahl selbst fand ja erst im Oktober statt und fällt daher erst ins vierte, traditionell volumensstärkste Quartal der Post.

Kräftig angeschoben wurde das Paketwachstum durch den ersten Lockdown und den Onlinehandel sehr wohl. An Spitzentagen habe man bis zu 800.000 Pakete transportiert, jetzt vor Weihnachten erwartet man daher zeitweise mehr als eine Million Pakete pro Tag. Der Paket- und Logistikumsatz stieg in den ersten neun Monaten um 32 Prozent oder elf Millionen auf 576,6 Millionen Euro. Dazu trugen auch die Übernahme der DHL-Consumerpakete und die türkische Tochter Aras Kargo bei, an der die Post inzwischen 80 Prozent hält. Sie steuerte 24 Millionen Euro Umsatz bei.

Brief-Rückgang beschleunigt

Auch die Sparte Brief- und Werbepost habe sich von Juli bis September gegenüber dem zweiten Quartal verbessert, über neun Monate betrage der Rückgang aber doch acht bis neun Prozent (auf 883 Millionen Euro Umsatz), das sei mehr als in den vergangenen Jahren. Hier kam der Post mit Sicherheit einiges an Geschäftspost abhanden, die aufgrund der Umstellung von Büro- auf Tele- und Heimarbeit zumindest teilweise elektronisch zugestellt wurde. Der Einbruch um 13 Prozent im zweiten Quartal war nicht aufzuholen.

Briefgeschäft dominiert

Damit ist klar: Der Gewinnrückgang bei Briefen und Werbung summierte sich auf 22,2 Millionen Euro und konnte trotz steigender Volumina von der Paketpost nicht kompensiert werden. Dazu seien die Margen im heiß umkämpften Paketmarkt zu gering und das traditionell dominierende Briefgeschäft der Post zu groß. Der Gewinn (Ebit) im Bereich Logistik, also dem Kerngeschäft der Post, gab um zehn Prozent auf 118,7 Millionen Euro nach.

Auf gutem Weg sieht Pölzl die vor mehr als drei Jahren holprig gestartete Onlinehandelsplattform Shöpping, der Break-even sei zum Greifen nah. Der Ausblick ist angesichts der bevorstehenden Verschärfung des Lockdowns und der Anlaufkosten für die Bank99 verhalten: Man erwartet beim Umsatz ein Plus von gut drei Prozent und einen Gewinn im Brief- und Paketgeschäft von etwa 170 Millionen Euro. (ung)

(ung, 13.11.2020)